Russland verlegt Raketen nach Kaliningrad
8. Oktober 2016Russland hat nach eigenen Angaben atomwaffentaugliche Raketen in seine Exklave Kaliningrad verlegt. Dabei habe es sich um Routine-Übungen im eigenen Hoheitsgebiet gehandelt, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Raketen vom Typ Iskander-M, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden können, seien bereits mehr als einmal in der Region als Teil des militärischen Trainings der russischen Streitkräfte stationiert worden, hieß es weiter.
Raketen könnten Berlin erreichten
Ein US-Geheimdienstvertreter hatte am Freitag mitgeteilt, Russland habe mit der Verlegung von Iskander-M-Raketen in seinen äußersten Westen begonnen. Seiner Einschätzung nach könnte dies auch eine politische Geste sein, um Missfallen mit der NATO auszudrücken. Eine der Raketen sei bewusst einem US-Spionagesatelliten ausgesetzt worden, sagte ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums. Russland verstärkt bereits seit einiger Zeit seine Präsenz in der Exklave Kaliningrad, die zwischen den NATO-Staaten Litauen und Polen an der Ostsee liegt.
Litauen zeigt sich über die Stationierung besorgt. Russland halte Militärmanöver in Kaliningrad ab, "deren Szenario auch die Stationierung von Iskander-Raketensystemen und deren mögliche Nutzung beinhaltet", sagte der litauische Außenminister Linas Linkevicius der Nachrichtenagentur AFP. Modifizierte Iskander-Rakten hätten eine Reichweite von bis zu 700 Kilometern und könnten somit von Kaliningrad aus auch Berlin erreichen, sagte er.
Russland hatte bereits 2015 bei umfangreichen Militärmanövern während der Ukraine-Krise Iskander-Raketen in Kaliningrad stationiert. Dieses Mal wolle Moskau "Zugeständnisse des Westens" im Zusammenhang mit den Konflikten in Syrien und der Ukraine bekommen, sagte der litauische Außenminister.
Polen alarmiert
Polens Verteidigungsminister Antoni Macierewicz sagte in Warschau, Russlands Aktivitäten seien "sehr alarmierend". Er wollte die erneute Stationierung von Iskander-Raketen in Kaliningrad jedoch nicht bestätigen. Estnische Medien hatte am Freitag berichtet, dass die Raketen auf einem zivilen russischen Schiff auf der Ostsee unterwegs seien. Litauens Außenminister Linkevicius wollte diese Berichte nicht kommentieren.
Die osteuropäischen Länder sehen sich seit der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim durch Russland im Jahr 2014 in ihrer Sicherheit bedroht. Zudem organisierte Russland an den Grenzen zu den osteuropäischen NATO-Staaten eine Reihe großer Manöver. Die NATO stationiert deshalb in den drei baltischen Staaten und Polen ab 2017 jeweils ein Bataillon mit bis zu tausend Soldaten.
cr/cw (afp, rtr)