Russland ist im Weltsport isoliert
1. März 2022Nach längerem Zögern hat jetzt auch der Fußball reagiert. Russland wird wegen des Ukraine-Kriegs von der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar und aus allen internationalen Wettbewerben ausgeschlossen. Wie der Fußball-Weltverband FIFA und der europäische Verband UEFA bekanntgaben, sind die russische Nationalmannschaft und alle anderen russischen Fußball-Mannschaften bis auf Weiteres suspendiert. Die russische Nationalmannschaft, für die im März eigentlich noch Playoff-Spiele anstanden, kann somit nicht an der WM-Endrunde im Winter in Katar teilnehmen.
Betroffen ist auch die russische Frauen-Nationalmannschaft, die nun nicht an der EM im Juli in England teilnehmen kann. Der Verein Spartak Moskau, der als letzter russischer Klub in der Europa League der Männer im März im Achtelfinale gegen RB Leipzig spielen sollte, fliegt aus dem Wettbewerb, Leipzig steht automatisch im Viertelfinale. Das Champions-League-Finale war wegen der russischen Invasion in der Ukraine bereits von St. Petersburg nach Paris verlegt worden.
Vor der Entscheidung von FIFA und UEFA hatten Polen, Schweden und Tschechien massiv Druck gemacht und sich geweigert, bei den Playoffs um die WM-Teilnahme gegen Russland zu spielen. FIFA und UEFA erklärten nun, der Fußball sei beim Thema Ukraine "voll und ganz vereint". Die beiden Verbände bekundeten ihre "uneingeschränkte Solidarität mit allen betroffenen Menschen in der Ukraine".
Gazprom-Sponsoring aufgekündigt
Die UEFA beendete am Montag auch ihre Zusammenarbeit mit dem russischen Konzern Gazprom, einem ihrer Hauptsponsoren. "Die Entscheidung tritt sofort in Kraft", erklärte die UEFA zur Beendigung des Vertrags, der eigentlich bis 2024 laufen sollte und dem Verband angeblich rund 40 Millionen Euro im Jahr einbringen sollte. Zuvor hatte sich auch der deutsche Fußball-Traditionsverein FC Schalke 04, der derzeit in der 2. Liga spielt, nach 15 Jahren von seinem Hauptsponsor Gazprom getrennt.
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) begrüßten den Ausschluss russischer Mannschaften durch FIFA und UEFA. "Wer Gewalt ausübt, wer Menschen und Menschenrechte verletzt, wer Krieg führt, verlässt mit seinen Bürgerinnen und Bürgern die Gemeinschaft des Sports", ließ der DFB wissen. Auch DFL-Geschäftsführerin Donata Hopfen erklärte: "Ein internationaler Wettbewerb unter Beteiligung russischer Mannschaften ist in der aktuellen Lage unvorstellbar, während Russland die Ukraine angreift und unschuldige Menschen um ihr Leben und ihre Heimat fürchten müssen." Der russische Fußballverband reagierte wie erwartet empört. Die Entscheidung habe "einen eindeutig diskriminierenden Charakter", teilte der Verband mit.
IOC empfiehlt Mitgliedern Ausschluss von Russland und Belarus
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte zuvor seinen Mitgliedsverbänden empfohlen, russische Sportlerinnen und Sportler von internationalen Veranstaltungen auszuschließen. Gleiches gelte auch mit Blick auf Athletinnen und Athleten aus Belarus, teilte das IOC mit. Außerdem entzog es dem russischen Präsidenten Wladimir Putin den 2001 an ihn verliehenen Olympischen Orden.
Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB), bekräftigte die Forderung, Russland und Belarus aus dem Sport auszuschließen. "Russland hat das Völkerrecht in eklatanter Weise gebrochen", sagte Weikert der ARD-Sportschau. "Deshalb sind Sanktionen in allen gesellschaftlichen Bereichen notwendig - und der Sport kann sich hiervon nicht ausnehmen."
Russische Aktive bei den Paralympics in Peking?
Mit der Entscheidung des IOC wächst auch der Druck auf das Internationale Paralympische Komitee (IPC), Russland von den am Freitag beginnenden Paralympischen Spielen in Peking auszuschließen. Das IPC will am Mittwoch entscheiden.
Der Eishockey-Weltverband IIHF folgte der IOC-Empfehlung und suspendierte "bis auf Weiteres" die russischen und belarussischen Mannschaften für alle Wettkämpfe. Auch die nordamerikanische Eishockey-Profiliga NHL stoppte als Reaktion auf den Ukraine-Krieg ihre Geschäftsverbindungen nach Russland.
sn/jk (dpa, sid, afp)