Russland in der Abwärtsspirale
14. Januar 2015Angesichts des weiter abwärts taumelnden Rubel muss sich die russische Bevölkerung weiter auf steigende Preise einrichten. Im März oder April könnte die Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahr zwischen 15 und 17 Prozent liegen, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur TASS Vize-Wirtschaftsminister Alexej Wedew am Mittwoch. Derzeit liegt die Preissteigerung bei gut elf Prozent.
Rubel fällt, Wirtschaft stagniert
Die russische Währung büßte seit Jahresbeginn bereits 16 Prozent an Wert gegenüber dem Dollar ein, nachdem sie 2014 um rund 41 Prozent abgestürzt war. Während derzeit die Ölpreise fallen, gibt auch der Rubel weiter nach.
Russland leidet extrem unter den fallenden Ölpreisen und den Sanktionen, die der Westen im Ukraine-Konflikt verhängt hat. Wedew zufolge verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr vorläufigen Berechnungen zufolge auf etwa 0,5 bis 0,6 Prozent. 2013 war die russische Wirtschaft noch um 1,3 Prozent gewachsen.
Ramschniveau droht
Der russische Wirtschaftsminister Alexej Ulukajew rechnet mit einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit seines Landes auf Ramschniveau. Die Wahrscheinlichkeit dafür sei "ziemlich hoch", sagte er nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax am Mittwoch. Die Ratingagentur S&P prüft gerade die Bonität Russlands und hat ein Ergebnis für Mitte Januar in Aussicht gestellt. Derzeit liegt die Note eine Stufe über Ramsch-Niveau.
Standard & Poor's (S&P) hatte Russland bereits vor Weihnachten mit der Herabstufung auf Ramschniveau gedroht - und die Bonitätsnote "BBB-" unter Beobachtung gestellt. Ähnliches hatte die zweite große Ratingagentur Moody's bereits im Oktober getan. Anfang der Woche hatte auch die dritte große Ratingagentur Fitch die Bewertung Russlands auf "BBB-" gesetzt, mit negativem Ausblick. Eine Herabstufung dürfte die Kreditaufnahme des russischen Staates weiter verteuern.
Haushalt schrumpft
Die russische Regierung reagiert mit massiven Einsparungen auf die Wirtschaftskrise im Land. Über alle Ressorts hinweg soll der bisherige Haushaltsentwurf um zehn Prozent gekürzt werden, wie Finanzminister Anton Siluanow am Mittwoch ankündigte. Der Verteidigungsetat bleibt jedoch tabu.
Nach den neuen Etatplänen sollen die Ausgaben nur noch um fünf Prozent steigen. Zunächst war ein Plus von knapp zwölf Prozent vorgesehen. Dabei hatte die Regierung einen durchschnittlichen Ölpreis von 100 Dollar veranschlagt. Siluanow rechnet nun mit 50 Dollar und daher mit Einnahmeausfällen von 45 Milliarden Dollar.
iw/wen (afp, dpa, rtrd)