Öl fließt wieder
11. Januar 2007Der russische Pipeline-Betreiber Transneft bestätigte die Wiederaufnahme der Lieferungen am Donnerstagmorgen (11.1.2007). Zunächst habe Weißrussland am Mittwochabend mit der Einspeisung von Rohöl in die "Druschba"-Pipeline begonnen, um Russland für die illegale Entnahme von 79.000 Tonnen Öl zu entschädigen, sagte Transneft-Vizepräsident Sergej Grigorijew der Nachrichtenagentur AP. Gegen 6.30 Uhr (MEZ) habe dann Russland damit begonnen, Öl in die Leitung zu pumpen. "Russisches Öl fließt durch die Druschba-Pipeline nach Europa", erklärte Grigorijew.
Zuvor hatte der Generaldirektor des Pipeline-Betreibers Gomeltransneft-Druschba, Alexej Kostuschenko, erklärt, Rohöl habe das weißrussische Leitungssystem am Mittwochabend gegen 22.30 Uhr (21.30 Uhr MEZ) erreicht. Anlass für den Lieferstopp war der Streit über eine von Weißrussland erhobene Transitgebühr für die Durchleitung von Rohöl. Daraufhin stoppte Russland am Montag die Einspeisung und beschuldigte das Nachbarland, es habe der Leitung Öl für eigene Zwecke entnommen.
Minsk verzichtet auf Transitgebühr
Unter dem Eindruck von scharfer Kritik aus Deutschland und der Europäischen Union führten die Präsidenten von Russland und Weißrussland, Wladimir Putin und Alexander Lukaschenko, am Mittwoch ein Telefongespräch zur Beilegung des Konflikts. Kurz darauf erklärte die Regierung in Minsk ihren Verzicht auf die Transitgebühr in Höhe von 45 Dollar je Tonne Rohöl. Außerdem kündigte der weißrussische Ministerpräsident Sergej Sidorsky an, er werde am Donnerstag zu Gesprächen mit dem Kreml nach Moskau fliegen.
Ungeachtet der Kompromisslösung zwischen Minsk und Moskau werden Experten der 27 EU-Staaten und der Kommission am Donnerstag in Brüssel über die Öl-Versorgung der Gemeinschaft beraten. An dem Treffen würden auch Vertreter Russlands und Weißrusslands teilnehmen, kündigte EU-Energiekommissar Andris Piebalgs an. In einem Gespräch mit dem russischen EU-Botschafter in Brüssel, Wladimir Tschischow, sagte Piebalgs, die Europäer hätten eine raschere Information über die Lieferunterbrechung gewünscht. Botschafter Tschischow sagte, auch für die Regierung in Moskau sei der Fall eine unangenehme Überraschung gewesen.
Doppelter Preis
Der Lieferstopp betraf neben Deutschland vor allem die Ukraine, Polen, Ungarn, Tschechien und die Slowakei. Weißrussland musste sich zum Jahreswechsel den russischen Forderungen nach einem deutlich höheren Gaspreis beugen: Dem neuen Liefervertrag zufolge zahlt Minsk in diesem Jahr 100 Dollar je 1000 Kubikmeter Erdgas an den russischen Konzern Gazprom. Das ist mehr als doppelt so viel wie bisher. (stl)