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Russischer Erfindergeist

Stefan Hille, Moskau11. Januar 2005

Was wäre die Welt ohne den russischen Erfindergeist? Nicht nur Wodka und die Kalaschnikow, auch die Elemententafel wurde dort erfunden. Einiges anderes ist ein wenig zweifelhaft…

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Die Russen sind ein erfinderisches Volk. Daran kann kein Zweifel bestehen. Siebzig Jahre staatlich verwaltete Mangelwirtschaft lehrte die Russen, auf dem Gebiet der Technik erfinderisch zu sein - die Russen haben den Kommunismus nicht erfunden, wohl aber als erste in der Praxis getestet. Was kaputt ging, musste in aller Regel repariert werden, denn Ersatz gab es oftmals keinen - nicht einmal gegen Geld. So sind auch heute noch die meisten Russen in der Lage, ihr Auto oder sonstige Geräte des Alltags zu flicken. Eine Tugend, die im Westen nicht mehr viel gilt.

Was wäre die Welt überhaupt ohne das russische Erfindertum? Hier schnell die klassischen russischen Errungenschaften im Überblick, allerdings ohne Gewähr auf Vollständigkeit: Mendelejews Elemententafel. Dimitrij Iwanowitsch Mendelejew, so steht es in jedem Chemiebuch, stellte 1869 ein Periodensystem der chemischen Elemente auf. Sehr wichtig für Chemie und Biologie.

Windkanal und Flüssigkeitsrakete

Dann Ziolkowskij, Konstantin Eduardowitsch. Ein Pionier in der Geschichte der Raumfahrt und Raketenforschung. Der russische Physiker baute den ersten Windkanal und entwarf bereits 1903 die Flüssigkeitsrakete in allen Einzelheiten. In der Weltraumforschung hatten die Russen ohnehin lange Zeit die Nase vorn. Gleich zweimal schockierten die Sowjets während des Kalten Krieges den Westen. Im Oktober 1957 schossen sie den ersten Sputnik und drei Jahre später mit Juri Gagarin den ersten Menschen in den Weltraum.

Den Wodka muss man nicht erwähnen. Klar ist, dass die Russen das klare Wässerchen vor rund 500 Jahren zum ersten Mal brauten. Ebenfalls auf das russische Erfinderkonto soll das nicht ungefährliche "Russische Roulette" gehen. Zu den klassischen, wenn auch unrühmlichen "Erfindungen" zählt sicher auch noch die Kalaschnikow, die Massenvernichtungswaffe des 20. Jahrhunderts.

Russisches Radio?

Es gibt auch Stimmen in Russland, die behaupten, dass Radio sei eine Erfindung russischer Ingenieure. Klar ist, dass der Physiker Alexander Popow zu den Pionieren der Rundfunktechnologie zählt. Er entwickelte 1895 einen ersten Empfänger, mit dem er Signale durch eine dicke Steinwand empfangen konnte.

Eine russische "Ente" scheint jedoch die These eines gewissen Wladimir Gromow, stellvertretender Chef der Stromgesellschaft der südrussischen Stadt Samara, zu sein. Gromow behauptete unlängst im russischen Fernsehen, dass der Heizstrahlkörper vor rund 150 Jahren in Russland erfunden worden sei. Hier allerdings dürfte sich der Herr Gromow gründlich täuschen. Die erste Warmwasserheizung wurde laut dtv-Lexikon 1716 in England in Betrieb genommen.

Ein Denkmal für die Heizung

Dennoch soll noch in diesem Monat neben dem Elektrizitätswerk in Samara ein Denkmal eingeweiht werden. Ein bronzener Heizkörper mit einer darauf ruhenden Katze wird dann an zu Ehren des unbekannten russischen Erfinders die Menschen in Samara rühren. Immerhin wird das der erste russische Heizkörper sein, der nicht rostet. Und das ist ganz bestimmt eine Neuheit.