Russische Währungsreserven schmelzen
25. Dezember 2014Allein in den Tagen vom 13. bis 19. Dezember schrumpften die russischen Devisenreserven um 15,7 Milliarden Dollar. Wie die Moskauer Notenbank bekannt gab, verfügt Russland nun noch über 398,9 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 327 Milliarden Euro).
Das Land durchlebt derzeit wegen westlicher Sanktionen im Ukraine-Konflikt und angesichts eines stark gefallenen Ölpreises eine Wirtschafts- und Währungskrise. Da auch der russische Haushalt zum Großteil von den Einnahmen aus dem Ölverkauf abhängt, klafft dort für 2015 eine Finanzlücke. Außerdem stützt Moskau mit verschiedenen Maßnahmen derzeit den Kurs des Rubels. Nach einem historischen Tief in der Vorwoche hat sich die russische Währung dank staatlicher Stützung deutlich erholt.
Der russische Staat springt ein
Nach Ansicht von Finanzminister Anton Siluanow, ist der Verfall der russischen Währung gestoppt. "Wir sehen eine Tendenz der Rubel-Stärkung", sagte Siluanow. Allerdings stellten immer mehr staatliche und private Großunternehmen aus Angst vor Zahlungsausfällen Anträge auf Garantien, Kredite und andere Hilfsmaßnahmen. Unter den Antragsstellern waren etwa der Ölkonzern Rosneft, die VTB Bank und die Fluggesellschaft Transaero. Die Regierung stellte Hilfen aus dem nationalen Wohlstandsfonds in Aussicht, der aktuell mit um gerechnet 63 Milliarden Euro gefüllt ist.
Russlands Präsident Wladimir Putin lobte die jüngsten Schritte der Regierung im Kampf gegen die Krise. Nicht zum ersten Mal betonte der Kremlchef, die schwierige wirtschaftliche Lage biete eine Chance für eine "innere Erneuerung" des Landes. Die Krise sei neben äußeren Faktoren auch auf eigene wirtschaftliche Probleme zurückzuführen, so Putin.
BDI-Chef verteidigt Sanktionen
Ähnlich äußerte sich der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie, Ulrich Grillo. Die Hauptursache für die aktuelle Lage Russlands sei die einseitige Fixierung auf Öl und Rohstoffe.
"Das Land hat es über Jahrzehnte versäumt, seine Wirtschaft breiter aufzustellen", sagte Grillo der Deutschen Presse-Agentur. Der BDI-Chef stellte sich hinter die umstrittenen westlichen Sanktionen. "Langfristige Rechtssicherheit in Europa ist wichtiger als kurzfristiger Geschäftserfolg", betonte Grillo. Andere Topmanager und auch SPD-Chef Sigmar Gabriel hatten dagegen zuletzt davor gewarnt, die Sanktionen gegen Russland weiter zu verschärfen.
So wenig Gas wie nie
Diese wirken sich auch auf den größten russischen Gaskonzern Gazprom aus. So hat Gazprom nach eigenen Angaben in diesem Jahr so wenig Gas produziert, wie noch nie. Das Unternehmen rechnet mit einem Volumen von 444,4 Milliarden Kubikmeter, das sind 43 Milliarden Kubikmeter weniger, als noch 2013. Zu den Ursachen gehören der monatelange Preisstreit mit der Ukraine sowie die Sanktionen des Westens.
Im Juni hatte Gazprom seine Exporte in die Ukraine ausgesetzt, dem zweitgrößten Markt nach Deutschland. Kürzlich stoppte Gazprom das Pipeline-Projekt South Stream. Diese Leitung sollte Erdgas durch das Schwarze Meer nach Südosteuropa bringen.
cw/wl (dpa, rtr)