Rund um die Welt streiken Schüler fürs Klima
15. März 2019Allein in Berlin haben sich nach Angaben der Polizei mindestens 5000 Menschen an den Klimaprotesten beteiligt. Wegen des großen Andrangs musste die Invalidenstraße teilweise gesperrt werden. Auch in vielen anderen Großstädten wurden Hunderte bis Tausende Jugendliche bei Kundgebungen gezählt. Insgesamt hatten die Organisatoren in mehr als 210 Orten bundesweit zur Teilnahme aufgerufen. Beispielsweise aus Nordrhein-Westfalen wurden in verschiedenen Städten mehr als 10.000 Teilnehmer gemeldet.
In Deutschland ist die "#FridaysForFuture"-Bewegung besonders stark - die Aktivisten führen das Engagement so vieler Schülerinnen und Schüler auf den Eindruck zurück, dass die deutsche Politik in Klimafragen besonders wenig tue. In dieser Woche schlossen sich mehr als 23.000 Wissenschaftler als "#ScientistsForFuture" den Forderungen der Jugendlichen an.
Rückhalt aus der Bevölkerung
Die deutsche Bevölkerung steht laut einer Umfrage mehrheitlich hinter der Bewegung. Im ZDF-"Politbarometer" gaben zwei Drittel der Befragten an, sie fänden die Demonstrationen der Schüler gut, auch wenn sie während der Unterrichtszeit stattfinden. Wirtschaftsminister Peter Altmaier bekräftigte gegenüber dem "Spiegel" seine Forderung, die Schüler sollten sich lieber in der Freizeit engagieren.
Die Logik der Schulstreiks lautet in etwa: Es bringe nichts, für eine Zukunft zu lernen, die vom Klimawandel bereits heute massiv bedroht ist. Sie geht zurück auf die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg, die seit mehr als einem halben Jahr freitags mit ihrem berühmt gewordenen Pappschild mit der Aufschrift "Skolstrejk för klimatet" in Stockholm sitzt. Zum weltweiten Aktionstag sagte sie am Rande einer Kundgebung in Stockholm: "Es gibt so viel, was getan werden muss. Aber ein Anfang wäre, dass sie damit anfangen, zu sagen, wie es ist."
Klimastreiks an 2000 Orten weltweit
Weltweit waren für diesen Freitag mehr als 2000 Kundgebungen angemeldet, vor allem in zahlreichen europäischen Städten, aber auch auf anderen Kontinenten. Die auf der internationalen Webseite der Bewegung veröffentlichte Liste zählte mehr als 120 Länder in allen Erdteilen.
Begonnen hatte der weltweite Aktionstag in Ozeanien, das am nächsten an der Datumsgrenze liegt. Vor dem neuseeländischen Parlament in Wellington versammelten sich mehr als 2000 Menschen. Neuseeland ist eines der wenigen Länder, die ein eigenes Ministerium besitzen, um die Folgen des Klimawandels abzufedern. Minister James Shaw sagte am Rande der Kundgebung, er werde in diesem Jahr Gesetze auf den Weg bringen, um den Inselstaat bis 2050 komplett CO2-neutral zu machen. Premierministerin Jacinda Ardern sagte vor Klimaprotestlern im 250 Kilometer entfernten North Plymouth: "Wir hören euch, und wir kommen voran, um einen Pfad zur CO2-Neutralität zu gestalten."
Im benachbarten Australien bestreikten nach Angaben von Organisatorin Emma Demarchi 50.000 bis 60.000 Schülerinnen und Schüler an 56 Orten den Unterricht.
ehl/stu (dpa, rtr, epd)