Rosneft - Ölquelle neben dem Kreml
29. September 2017Wer vom Kreml aus über die Moskwa blickt, der sieht neben anderen repräsentativen Bauten einen kuppelgekrönten Palast - den Sitz des Öl- und Gasförderers Rosneft. Dessen Mitarbeiter haben umgekehrt einen unverbaubaren Blick auf den Sitz der russischen Regierung.
Damit haben sie quasi ihren Hauptbesitzer ständig vor Augen: Die Hälfte der Rosneft-Aktien hält die JSC Rosneftegaz, eine hundertprozentige Tochter der russischen Föderation.
Das britische Konkurrenz-Unternehmen BP hält als zweitgrößter Aktionär 19,75 und der Schweizerisch-englische Rohstoffhändler Glencore hält gemeinsam mit dem katarischen Staatsfonds weitere 19,50 Prozent der Aktien. 10,73 Prozent gehören der National Settlement Depository (NSD), einem Mitglied der Moskauer Börsengruppe. Die NSD verwaltet das Anlagevermögen der russischen Föderation.
Überlebenswichtig für das Land
Rosneft sucht, fördert und verarbeitet Erdöl und Erdgas, seine etwa 260.000 Mitarbeiter weltweit erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2015 einen Umsatz von rund 75 Milliarden Euro.
Neben dem international bekannteren Konkurrenten Gasprom, der seinen Firmensitz ebenfalls in der russischen Hauptstadt hat und 2014 einen Jahresumsatz von 57 Milliarden Euro auswies, bildet Rosneft das Rückgrat der russischen Petro-Industrie. Sie sind für die Wirtschaft des Landes, das hauptsächlich vom Export seiner Bodenschätze lebt, von entscheidender Bedeutung.
Weltweit unterwegs
Aber natürlich ist das Unternehmen kein Local Player. Im Gegenteil: Laut eigenen Angaben ist Rosneft in Russland führend bei der Ölraffinerie und unter anderem in Venezuela, Kuba, Kanada, den USA, Brasilien, Norwegen, Italien, der Mongolei und Kirgisistan, sowie in China, Vietnam, Georgien, dem Irak und Indonesien tätig.
Auch in Deutschland ist Rosneft vertreten. Eigenen Angaben zufolge sind die Russen auf dem deutschen Markt die Nummer Drei bei der Verarbeitung von Mineralölprodukten. Die Moskauer raffinieren mehr als 12 Millionen Tonnen Rohöl - das entspricht einem Marktanteil von ungefähr 12 Prozent.
Immer nah bei den Mächtigen
Gasprom und Rosneft teilen nicht nur das Geschäftsfeld und weisen eine ähnliche Besitzerstruktur auf - auch die personellen Verflechtungen mit dem russischen Staat sind in beiden Firmen unübersehbar. Chef von Gasprom ist Alexei Borissowitsch Miller. Miller kommt wie Staatspräsident Wladimir Putin aus Sankt Petersburg und hat mit diesem schon zusammengearbeitet, als Putin noch Vize-Bürgermeister der Stadt an der Newa war. Bis heute gilt Miller als enger Vertrauter des Präsidenten.
Rosneft wird geleitet von Igor Iwanowitsch Setschin. Dieser ist wie Putin und Miller St. Petersburger und war bis 2008 Berater Putins. Bis zum Mai 2012 war er stellvertretender russischer Ministerpräsident und gehörte dem Kabinett von Wladimir Putin an. Von einer einjährigen Unterbrechung abgesehen, ist Setschin seit 2004 Vorstandsvorsitzender von Rosneft.