Die deutsch-ostafrikanischen Beziehungen
7. Februar 2017Politik: Hoher Besuch in Afrika und Deutschland
Die Beziehungen sind gut. Deutschland erkannte Kenia als erstes Land nach der Unabhängigkeit an. Bundespräsident Gauck war 2015 in Tansania. Für deutsche Politiker sind Tansania-Besuche immer etwas besonderes: Das Land war mal deutsche Kolonie. Ex-Außenminister Steinmeier besuchte im gleichen Jahr Kenia und Uganda. Entwicklungsminister Müller war letztes Jahr in Kenia. Umgekehrt klappt's auch: Kenias Staatschef Uhuru Kenyatta war letztes Jahr zum Staatsbesuch in Deutschland - als erster kenianischer Präsident seit 1999. Ugandas Präsident Yoweri Museveni kam zu einem Privatbesuch. Der schloss ein deutsch-afrikanisches Wirtschaftsforum mit ein.
Was Ostafrika von Deutschland will
Ostafrikas Staatschefs interessieren sich für deutsche Entwicklungshilfe und deutsche Investitionen. Alle drei Länder kämpfen mit Armut und Arbeitslosigkeit. Diskussionen über Menschenrechte oder Demokratie sind weniger gewünscht. Ugandas Langzeit-Präsident Yoweri Museveni hat schon vor Jahren die Verfassung geändert, um an der Macht bleiben zu können. Kenias Staatschef Uhuru Kenyatta war vor dem Internationalen Strafgerichtshof angeklagt. Die Bundesregierung hält sich mit öffentlicher Kritik zurück.
Was Deutschland von Ostafrika will
Auch deutsche Politiker wollen engere Wirtschaftsbeziehungen. Indische und chinesische Firmen fassen in Ostafrika immer stärker Fuß. Die meisten deutschen Unternehmen hinken hinterher. Auch politisch ist die Region wieder interessant. Kenia gilt als wichtiger Stabilitätsanker zwischen den Krisenherden Somalia und Südsudan, und als wichtiger Verbündeter gegen den islamistischen Terrorismus. Migration spielt auch eine Rolle: Kenia beherbergt Dadaab, das derzeit größte Flüchtlingslager der Welt. Uganda hat knapp 580.000 Flüchtlinge aus dem Südsudan aufgenommen. Die Bundesregierung unterstützt beide, um Flüchtlingsströme Richtung Europa zu verhindern.
Wirtschaft: Kaffee gegen Mercedes
Die ostafrikanischen Länder importieren vor allem Maschinen, chemische Produkte und Autos aus Deutschland. Das bekommt im Gegenzug vor allem Agrarprodukte. Kaffee, Tee, im Fall von Tansania und Uganda auch Fisch. Deutschlands Blumengeschäfte wären ohne Rosen aus Kenia vermutlich aufgeschmissen. Doch die wirtschaftlichen Beziehungen sind ausbaufähig: Nur 1,6 Prozent der kenianischen Exporte gingen 2013 nach Deutschland. 2,6 Prozent der Importe kamen von dort. Die Nachbarländer, aber auch Indien und China, sind weitaus wichtigere Handelspartner.
Kultur: Derrick und die Deutsche Welle
Lange prägten zwei TV-Sendungen das Deutschlandbild der Kenianer: "Derrick" und "Football made in Germany". Viele Menschen informieren sich über die Radio- und TV-Programme der Deutschen Welle. Für viele Menschen in Tansania ist das Kisuaheli-Programm der DW ein Muss. Ältere Deutsche kennen Tansanias Serengeti-Nationalpark durch den Bestseller "Serengeti darf nicht sterben". Alle drei ostafrikanische Länder haben ein Goethe-Institut oder Goethe-Zentrum. Rund 8700 Menschen in den drei Ländern lernen Deutsch. Wie viele Deutsche Kisuaheli lernen, ist dagegen nicht bekannt. Ostafrikas wichtigste Verkehrssprache enthält auch einige deutsche Begriffe; aus der Zeit, in der Tansania zur Kolonie Deutsch-Ostafrika gehörte. Bald eröffnet in Nairobi eine deutsch-ostafrikanische Fachhochschule.
Tourismus: Berge und Strand
Kenias Strände und Nationalparks sind auch bei Deutschen beliebt. Sie stellen die viertgrößte Gruppe ausländischer Touristen. Seit 2015 bietet die Lufthansa nach 16 Jahren Pause wieder direkte Flüge zwischen Frankfurt und Nairobi an. Das freut Kenias Tourismusindustrie. Auch Afrikas höchster Berg Kilimandscharo im Nachbarland Tansania und der legendäre Serengeti-Nationalpark ziehen deutsche Besucher an.