Grosjean übersteht Feuer-Unfall
29. November 2020Es sind Bilder, die einem nicht mehr so schnell aus dem Kopf gehen: Kurz nach dem Start des Formel-1-Rennens in Bahrain rast Romain Grosjean mit seinem Haas in die Leitplanke. Das Auto bricht auseinander, ein Flammenball schießt in die Luft. Sofort gibt es die Rote Flagge, das Rennen wird unterbrochen. 26 Sekunden lang befindet sich der Franzose in dem brennenden Wrack, kann sich dann selbst befreien und aussteigen. Der herbeigeeilte Fahrer des Medical Cars, Alan van der Merwe, hilft ihm über die mit dem Auto verschmolzene und völlig zerstörte Leitplanke. Grosjean trägt nur noch einen Schuh, sein Rennanzug qualmt, der Helm ist angeschmolzen.
"Es ist ein Wunder, dass er da in einem Stück rausgekommen ist", gibt Ex-Weltmeister Damon Hill bei Sky zu Protokoll: "Es sah aus, als wäre das Chassis durch die Wand durchgegangen." Als sie ihren Piloten auf den TV-Bildern aus den Flammen stürzen sehen, brechen einige Teammitglieder erleichtert in Tränen aus. Nach ersten Informationen hat sich der dreifache Familienvater nur leichtere Blessuren zugezogen.
Bei Instagram meldete sich Grosjean wenig später in einer Videobotschaft aus dem Krankenbett und mit verbundenen Händen und Fingern selbst zu Wort: "Vor ein paar Jahren war ich nicht für den Halo, aber ich denke, er ist das Beste, was der Formel 1 passiert ist. Ohne ihn könnte ich jetzt nicht zu euch sprechen. Also danke."
Sicherheitssystem der FIA hat funktioniert
Er habe noch nie ein solches Feuer bei einem Unfall gesehen, sagt van der Merwe später bei dem Fernsehsender Sky und dass es unglaublich sei, dass sich Grosjean selbst aus dem Auto befreien konnte. Sicherheitsgurte und das Sicherheitssystem Halo, der Bügel am Cockpit, der den Kopf schützt, hätten funktioniert. Weil auch die Helfer so schnell an der Unfallstelle waren, mit den Feuerlöschern schnell reagierten und Grosjean selbst dank des Trainings solcher Notfallsituationen automatisch handelte, ist Schlimmeres verhindert worden.
In seinem feuerfesten Rennanzug blieb Grosjean im Monocoque, der "Überlebenszelle" des Piloten, gut geschützt. Vor 20 Jahren, da sind sich alle Experten einig, hätte Grosjean diesen Unfall nicht überlebt.
Das Rennen wird über 80 Minuten lang unterbrochen, Fahrern und Mechanikern ist der Schock anzusehen. "Es ist erschreckend zu sehen, wie das Auto da auseinandergerissen ist", sagt Weltmeister Lewis Hamilton später bei Sky. "Ich bin so dankbar, dass das Halo funktioniert hat und dass die Leitplanke ihm nicht den Kopf abgeschnitten hat oder sowas. Es hätte soviel schlimmer sein können."
Überschlag von Stroll
Kurz nach dem erneuten Rennbeginn stockt vielen wieder der Atem: Lance Stroll überschlägt sich mit seinem Wagen und bleibt kopfüber liegen. Auch hier verhindert die moderne Technik und Sicherheitsausstattung Schlimmeres. Der Racing-Point-Fahrer gibt sofort über Funk Entwarnung und kann mit Hilfe eines Streckenpostens aus dem Auto klettern. "Das hat uns alle daran erinnert, dass das ein wirklich gefährlicher Sport ist und dass wir immer ans Limit gehen", resümiert Hamilton. "Es zeigt aber auch die unglaubliche Arbeit, die die FIA gemacht hat."
Grosjean wird sein Cockpit zum Ende der Saison freimachen. Möglich ist, dass das 15. von 17 Saison-Rennen sein letztes im Haas-Cockpit war, denn es ist mehr als fraglich, ob er in einer Woche erneut in Bahrain und am 13. Dezember beim Saisonfinale in Abu Dhabi wieder starten kann.
Dass Hamilton das Rennen in Bahrain gewonnen hat, ist diesmal nur eine Randnotiz. Obwohl er das Nachtrennen auf dem Wüstenkurs nach Belieben dominiert und sein elfter Saisonsieg nie gefährdet war, steht er nicht im Mittelpunkt. Normalerweise wird meist der Sieger von den Zuschauern zum "Fahrer des Rennens" gekürt. Manchmal auch der, dem die beste Aufholjagd gewinnt oder der, der sich am fairsten verhalten hat. An diesem Abend ist es nicht Hamilton - sondern jemand, der einen furchtbaren Unfall fast unversehrt überlebt hat: Romain Grosjean.
Haben Sie das Rennen in Bahrain verpasst? Dann können Sie hier noch einmal alles Wichtige in unserem Liveticker nachlesen.
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GROSSER PREIS VON BAHRAIN
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1. Hamilton - 2. Verstappen - 3. Albon - 4. Norris - 5. Sainz - 6. Gasly... 13. Vettel
ausgeschieden: Grosjean - Stroll
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🏁ZIEL🏁 - Lewis Hamilton gewinnt den Grand Prix von Bahrain. Er kommt vor den Red-Bull-Fahrern Verstappen und Albon ins Ziel. Ferrari-Pilot Sebastian Vettel verpasste als 13. die Punkteränge.
56. Runde von 57: Das Rennen geht also unter Safety Car zu Ende, also keine freie Fahrt mehr. Damit ist Hamilton der Sieg sicher.
55. Runde von 57: SAFETY CAR - Perez' Auto beginnt zu brennen, er muss es abstellen.
54. Runde von 57: Bitter für Perez - das Auto wird langsam, sieht nach einem Motorschaden aus. Das Heck raucht...
52. Runde von 57: Hamilton nimmt das Tempo raus - er hat über 20 Sekunden Vorsprung. Sieg ist wohl safe.
49. Runde von 57: Schnellste Runde für Verstappen - er war nochmal an der Box, um sich Mediums zu bekommen. Für die schnellste Runde, nicht, um Hamilton noch zu holen.
46. Runde von 57: Zwischenstand: 1. Hamilton - 2. Verstappen - 3. Perez - 4. Albon - 5. Norris - 6. Gasly - 7. Sainz - 8. Ricciardo - 9. Bottas - 10. Ocon... 15. Vettel
42. Runde von 57: Der Abstand von Hamilton auf Verstappen schmilzt auf 3,2 Sekunden. Bottas verlässt nach seinem Boxenstopp wieder die Top-Ten.
37. Runde von 57: Und auch der dritte im Bunde, Perez, wechselt zum zweiten Mal die Reifen - Hard.
36. Runde von 57: Hamilton kommt auch nochmal an die Box und nimmt nochmal die Harten. Er kommt vor Perez wieder auf die Strecke und bleibt vorn.
34. Runde von 57: Über 5 Sekunden Boxenstopp für Verstappen - sein Teamkollege Albon, der danach dran ist, braucht deutlich weniger Zeit.
33. Runde von 57: Hamilton führt weiter vor Verstappen und Perez, Vettel ist 15. Bottas ist momentan Zehnter und damit wieder in den Punkten.
26. Runde von 57: Der ausgeschiedene Lance Stroll bei Sky: "Es sah schlimmer aus als es war. Mir geht es gut. Die FIA hat einen tollen Job bei den Sicherheitsmaßnahmen gemacht. Uns ist allen der Atem bei Romain gestockt." Er macht auch klar, dass die Fahrer versuchen, das auszuschalten.
23. Runde von 57: Verstappen mit der schnellsten Rennrunde. Über Funk sagt er: "Wir haben nichts zu verlieren" - er will jetzt Gas geben. Und es gibt ja ausreichend Vollgas-Möglichkeiten auf der Strecke.
20. Runde von 57: Auch Verstappen an der Box - bleibt deutlich über 2 Sekunden. Das ging schon oft schneller in dieser Rennsaison. Er schnappt sich die Hard-Reifen. Auch Perez entscheidet sich für Hard.
19. Runde von 57: Hamilton an der Box und bleibt auf Medium-Reifen.
18. Runde von 57: Weil jetzt einige Fahrer in die Box gekommen sind, ist Vettel wieder auf Platz 14 vorgerückt. Vorn macht Hamilton seinen Job wie gewohnt souverän und baut seinen Vorsprung vor Verstappen aus.
16. Runde von 57: Vettel ist mittlerweile auf den letzten Platz zurückgefallen.
13. Runde von 57: Zehn Sekunden Zeistrafe für KWJAT wegen der Kollision mit Stroll.
11. Runde von 57: Verstappen über Funk: "Mein Auto hüpft wie ein Känguruh!" 🦘 Hört man auch nicht oft...
9. Runde von 57: Hamilton behält die Führung vor dem attackierenden Verstappen. Vettel wehrt sich auf Platz 15 gegen Bottas.
8. Runde von 57: Das Rennen ist wieder freigegeben.
5. Runde von 57: Das Auto wird an den Kran gehängt und weggeschafft, auch hier hat das Halo eine wichtige Rolle gespielt.
3. Runde von 57: Lance STROLL fährt Kwjat über den Reifen, überschlägt sich. Aber es kommt sofort die Entwarnung über Funk: "Ich bin okay, aber ich hänge kopfüber!" - Er bekommt Hilfe beim Aussteigen. Was ist denn hier los?
3. Runde von 57: Wieder SAFTEY CAR!
2. Runde von 57: Hamilton und Verstappen wieder mit einem guten Start, Perez verteidigt Platz drei, Bottas besser als beim ersten Versuch bleibt auf vier. Vettel rutscht von 10 ab auf 16.
16:35 Uhr: Die Fahrer starten in der Reihenfolge, die es bis zu der ROTEN FLAGGE gab. Sie befinden sich in der Aufwärmrunde. Mit dem Re-Start beginnt dann die zweite Runde.
16:24 Uhr: Neue Information von der FIA: In zwölf Minuten soll es weitergehen! Dann gibt es einen Neustart. Also alles nochmal von vorn.
16:15 Uhr: Der Fahrer des Medical Cars, Alan van der Merwe, sagt bei Sky, er habe noch nie ein solches Feuer gesehen, und dass alle Systeme - von Halo über Sicherheitsgurte - funktioniert hätten. Es sei unglaublich, dass sich Romain selbst aus dem Auto befreien konnte. Van der Merwe war einer der Ersten am Unfallort, er half Grosjean dabei, über die Leitplanke zu kommen.
16:08 Uhr: Die Aufräumarbeiten gehen weiter, noch gibt es keine Ansage, wann es weitergehen soll.
16:00 Uhr: Dank der sehr gut reagierenden Helfer mit den Feuerlöschern, dem schnellen Medical Car und den Automatismen, die die Rennfahrer in solchen Schockmomenten abrufen, ist nichts Schlimmeres passiert. Der Schock ist den Fahrern und Mechanikern dennoch anzusehen.
15:50 Uhr: Auch das Halo hat eine große Rolle gespielt. Das ist ein Sicherheitssystem, das den Kopf schützen soll und aus Titan besteht. Seit 2018 wird es eingesetzt. Die Meinung der Experten ist einhellig: Vor 20 Jahren wäre da niemand lebend rausgekommen.
15:40 Uhr: Die Rennleitung ist an der Unfallstelle. Die FIA gibt bekannt, dass die Reparatur der Leitplanke mindestens 45 Minuten dauern wird.
15:30 Uhr: Nach dem Studium der ersten Bilder wird klar, wie es zu dem Unfall gekommen ist: Anscheinend hat Grosjean bei einem Überholmanöver den rechts hinter ihm fahrenden Kwjat übersehen, ist mit ihm kollidiert und dabei voll in die Leitplanke gerast. Das Haas-Team gibt bekannt: "Romain hat kleinere Verbrennungen an Händen und Knöcheln, ist aber sonst okay." Haas-Teamchef Günther Steiner gab sich sehr erleichtert: "Das war Glück im Unglück, muss man sagen." Grosjean soll im Krankenhaus gründlich durchgecheckt werden.
15:25 Uhr: Die Leitplanke ist mit Teilen des Autos verschmolzen, die muss ausgewechselt werden. Die Bilder sind erschreckend. Dass Grosjean da lebend rausgekommen ist, grenzt an ein Wunder. Er ist auf dem Weg zum Helikopter, der ihn ins Krankenhaus bringen wird.
15:20 Uhr: Hamilton war gut weggekommen, Verstappen dahinter, Perez ebenfalls mit einem Super-Start. Bottas rutschte auf Platz sechs ab. Vettel hat ebenfalls einige Plätze verloren. Doch bevor die erste Runde gefahren wurde, gab es den Rennabbruch wegen des schweren Unfalls. Ob das Rennen nochmal ganz neu von vorn gestartet wird, weil noch keine Runde gefahren wurde, ist noch unklar.
15:15 Uhr: Alle Fahrer sind der Boxengasse, es war wohl Romain Grosjean, dessen Auto am schwersten getroffen wurde. Der ist aber mittlerweile aus seinem Auto ausgestiegen und anscheinend nicht schwer verletzt. Sein Auto war in mehrere Teile zerbrochen, daraus sprühte ein großer Feuerball.
1. Runde von 57: ROTE FLAGGE - kurz nach dem Start gibt es einen schweren Unfall, in den mehrere Autos verwickelt waren. Das Safety Car ist auf der Strecke. Ein Auto ist in Flammen aufgegangen.
🚥START
15:10 Uhr: Während sich die Fahrer bei angenehmen 25 Grad warmfahren, hier nochmal die Startaufstellung:
15:05 Uhr: Die 5,4 Kilometer lange Strecke in der Steinwüste von Sakhir liegt auf dem Gelände einer ehemaligen Kamel-Farm. Hier gibt es viele lange Geraden, dazu neun Rechts- und sechs Linkskurven. Das heißt: Von Vollgas in die Bremsen - Schwerstarbeit für die Reifen. Dazu kommt die trockene Hitze, die auch noch in den Abendstunden deutlich zu spüren ist - und der raue Sand, der auf die Strecke weht.
15:00 Uhr: Vettel hat eigentlich gute Erinnerungen an Bahrain: Hier konnte er 2012, 2013, 2017 und 2018 gewinnen. Heute hat er so gut wie keine Chance auf den Sieg.
14:50 Uhr: Gewinnt Hamilton auch dieses Rennen, hätte er elf Siege auf dem Konto und könnte mit den letzten beiden Saisonrennen noch auf 13 kommen. Das haben vor ihm nur Michael Schumacher und Sebastian Vettel geschafft.
14:45 Uhr: In Bahrain geht gerade die Sonne unter - gleich geht es los, das erste Nachtrennen in Sakhir. In einer Woche folgt dann an gleicher Stätte das zweite. Hamilton kann es dieses Mal ganz locker angehen lassen: "Man kann mehr genießen, wenn der Druck weg ist", hat er nach seiner Pole verkündet. "Alles von nun an ist Bonus."
Lewis Hamilton hat auch nachdem sein siebter Weltmeistertitel feststeht offenbar noch nicht genug: Der Mercedes-Pilot setzte sich im Qualifying durch und startet von der Pole Position in den Grand Prix von Bahrain. Hinter dem Briten steht dessen finnischer Teamkollege Valtteri Bottas, und auf die Mercedes-Reihe folgen die beiden Red Bull mit dem Niederländer Max Verstappen und Alexander Albon aus Thailand. Rekordsieger auf dem Wüstenkurs von Bahrain ist mit vier Erfolgen nach wie vor Sebastian Vettel.
Allerdings wird der Ferrari-Pilot diesmal wohl nicht ganz oben auf dem Treppchen landen. Die Qualifikation beendete Vettel nur auf Rang elf. Die Strecke in Sakhir liegt dem leistungsschwachen Ferrari-Motor nicht. Vielleicht kann Vettel wenigstens das teaminterne Duell gegen Charles Leclerc gewinnen, der direkt hinter ihm von Rang zwölf startet.