Rockröhre und Powerfrau: Tina Turner wird 80
Über fünf Jahrzehnte rockte die Soul- und Popdiva im Glitzermini und auf High Heels die Bühnen der Welt. 2009 verabschiedete sich Tina Turner endgültig vom Showgeschäft. Jetzt feiert die Rock-Queen ihren 80. Geburtstag.
Eine beispiellose Karriere
Rund 200 Millionen Alben hat Tina Turner im Laufe ihrer Karriere verkauft, acht Grammys und zahlreiche weitere Preise gewonnen. Bei ihrer ausverkauften Abschiedstournee fegte die Queen of Rock'n' Roll 2009 wie ein Wirbelwind über die Bühne und strahlte trotz ihres fortgeschrittenen Alters eine Erotik aus, von der selbst Filmstars nur träumen können.
Eine schicksalhafte Begegnung
Anna Mae Bullock erblickt 1939 im ländlichen Nutbush in Tennessee das Licht der Welt. Die Begegnung mit Ike Turner 1957 verändert ihr Leben. Als der damals schon bekannte Musiker im Club D'Lisa in St. Louis Hof hält, greift Anna Mae spontan zum Mikro und trägt einen B.B. King-Hit vor. Es ist der Beginn einer beispiellosen Karriere. Ike Turner engagiert die 17-Jährige vom Fleck weg.
Der erste Hit
Fortan tingelt Anna Mae als Backgroundsängerin in Ikes populärer Band "Kings of Rhythm" durch die Lande. Ihre große Chance erhält sie, als Frontman Art Lassiter nicht zu einer Plattenaufnahme im Studio erscheint. Also schickt Ike Anna Mae als Solistin ans Mikro. Sie singt "A fool in Love" und landet damit ihren ersten Hit, der es im August 1960 auf Platz 27 der US-Charts schafft.
Aus Anna Mae wird Tina
Ike Turner tauft sein neues Zugpferd kurzerhand in Tina um, seine Show mutiert zur Ike & Tina Turner-Revue. Aus den beiden wird auch privat ein Paar. 1962 heiraten sie in Mexiko, zwei Söhne kommen zur Welt. Beruflich geht es stetig aufwärts. Auch in Europa wird man auf Tinas Stimme aufmerksam, als sie 1966 Phil Spectors Popsymphonie "River Deep, Mountain High" ihre Stimme leiht.
"Proud Tina"
Regelmäßige Shows in Las Vegas und ein neuer lukrativer Plattenvertrag prägen die erfolgreichen Jahre mit Ike. Jährlich bestreiten sie an die 270 Konzerte. 1970 landen sie mit "Proud Mary" erstmals in den Top Ten der US-Charts, und Tina erhält ihren ersten Grammy Award als beste Rhythm & Blues-Sängerin.
Mit 36 Cent zum Walk of Fame
Als Künstlerpaar werden Ike und Tina Turner in die "Rock and Roll Hall of Fame" aufgenommen, privat allerdings erlebt Tina ihre Ehe als Hölle auf Erden. Ike entpuppt sich als Tyrann und schlägt sie mehrmals krankenhausreif. 1976 flieht Tina nach einem Auftritt mit ganzen 36 Cent in der Tasche und kehrt nie zurück. Jahre später holt sie sich ganz allein einen Stern auf Hollywoods "Walk of Fame".
Neuer Start ins Rampenlicht
Bei der Scheidung verzichtet Tina auf alle Rechte und auf das gemeinsame Vermögen, nur ihren Künstlernamen nimmt sie mit. Ein Name, mit dem sie es zu Weltruhm bringen wird. Doch zunächst lebt sie von Sozialhilfe. Die großen Plattenfirmen haben sie als kaum zu vermarktenden Altstar abgeschrieben, aber dann tritt Tina 1984 mit dem Album "Private Dancer" erneut ins Rampenlicht.
Zwei Ikonen auf der Bühne
1985 tritt Tina zusammen mit Mick Jagger beim Live Aid Concert auf. Kennengelernt hatten sie sich schon in den 1960ern, als Ike und sie im Vorprgramm der Stones auftreten. Bei diesem Konzert singen sie "State of Shock" und "It's only Rock'n'Roll". Am Ende des Duetts reißt Mick Tinas Rock weg - sie singt in Slip und Ledertop einfach weiter. I
Powerfrau der Superlative
Tina Turner wird zum Phänomen. 1988 singt sie im Maracana-Stadion in Rio de Janeiro vor 180.000 Zuschauern - nie hatte ein einzelner Musiker mehr Zuhörer. Bei einem Kurzauftritt in Dänemark erhält sie 2005 die märchenhafte Gage von einer Million US-Dollar. Sie sammelt Spenden für kranke Kinder und singt dabei für Geschäftsleute und Prominente, die mehr als 15.000 Pfund für ein Ticket bezahlen.
Spirituelle Klänge mit "Beyond"
2009 zieht sich Tina von der großen Showbühne zurück. Die bekennende Buddhistin hatte schon 1985 in ihrer Autobiographie angekündigt, sie wolle ihr spirituelles Wissen nach ihrer Karriere an andere weitergeben. Zusammen mit der Yogalehrerin Regula Curti und der Mantra-Sängerin Dechen Shak-Dagsay widmet sich Tina jetzt dem christlich-buddhistischen Musikprojekt "Beyond".
Privates Glück
Auch privat läuft es gut: Im Sommer 2013 heiratet Tina, mittlerweile Staatsbürgerin der Schweiz, ihren langjährigen Lebensgefährten, den deutschen Musikmanager Erwin Bach. Die Hochzeit in Küsnacht verläuft streng nach buddhistischem Zeremoniell. Rund 120 Gäste sind geladen, darunter Prominente wie David Bowie, Eros Ramazzotti und Giorgio Armani.
Rampenlicht - ein bisschen noch
Verfilmt wird Tinas Leben schon 1993, seit gut eineinhalb Jahren läuft" Tina - das Musical" erfolgreich in London, jetzt auch in Hamburg. Es erzählt Tina Turners spannende Lebensgeschichte und ist gespickt mit ihren großen Hits. Die Sängerin Adrienne Warren schlüpft in die Rolle der großen Souldiva - und Tina zeigt sich an ihrer Seite gerne nochmal der Öffentlichkeit.
Buddhistische Gelassenheit
Ganz zurück ins Rampenlicht will Tina Turner nicht. 2017 spendete ihr Mann ihr eine Niere - jahrelang hatte sie bereits zur Dialyse gemusst und manchmal stand ihr Leben auf der Kippe, das wurde erst vor zwei Jahren bekannt. Nun ist sie wieder fit und genießt den Ruhestand am Zürichsee. Über ihr Leben schreibt sie in ihrer Autobiographie "My Love Story".