Rishi Sunak wird neuer Regierungschef
24. Oktober 2022Ex-Finanzminister Rishi Sunak wird neuer britischer Premierminister. Seine einzige Rivalin Penny Mordaunt zog im parteiinternen Rennen um das Amt ihre Kandidatur zurück, wie sie auf Twitter mitteilte.
Sunak hatte seine Kandidatur am Sonntag formell erklärt. "Das Vereinigte Königreich ist ein großartiges Land, aber wir stehen vor einer tiefen Wirtschaftskrise", schrieb er auf Twitter. Er wolle "unsere Wirtschaft in Ordnung bringen, unsere Partei einen und etwas für unser Land tun". Der frühere Banker wird der erste nicht-weiße Premierminister in der Geschichte Großbritanniens und der erste gläubige Hindu in 10 Downing Street. Er ist der Enkel indischer Einwanderer, das Familienvermögen ermöglichte ihm eine Ausbildung im britischen Elitesystem. Als Banker kam er dann selbst zu immensem Reichtum. Dies und mögliche Steuertricks seiner Frau weckt Skepsis bei vielen Briten.
Sechs Wochen Chaos
Der 42-Jährige war von 2019 bis vergangenen Juli Finanzminister, bevor er aus Protest gegen zahlreiche Affären des damaligen Amtsinhabers Boris Johnson zurücktrat und damit zum vorzeitigen Ende von dessen Amtszeit beitrug. Anfang September unterlag Sunak dann im Rennen um Johnsons Nachfolge gegen Liz Truss - unter anderem stritten beide im Vorfeld heftig über die Finanz- und Steuerpolitik.
Genau diese Finanz- und Steuerpolitik wurde Truss dann nach ihrem Amtsantritt als Premierministerin zum Verhängnis. Ein von ihrer Regierung geschnürtes Entlastungspaket sorgte für Panik an den Finanzmärkten, zwang die Regierungschefin zu mehreren Volten - und letztlich am vergangenen Donnerstag zum Rückzug: Nach sechs beispiellos chaotischen Wochen wurde Truss auf Druck ihrer Partei aus dem Amt getrieben.
Johnsons Anhänger wechselten ins Sunak-Lager
Ihr Vorgänger Boris Johnson brachte sich schnell für ein Comeback ins Gespräch, zog sich am Sonntagabend jedoch überraschend zurück. Daraufhin sind mehrere prominente Anhänger der Operation "Bring Back Boris" (Bringt Boris zurück) ins Sunak-Lager gewechselt. Johnson selbst hatte sich am Sonntagabend geschlagen gegeben, nachdem über das Wochenende die Spekulationen über ein Comeback hoch hergingen.
Eine Rückkehr Johnsons hätte das Potenzial gehabt, die tief gespaltenen Konservativen noch tiefer ins Chaos zu stürzen: Mehrere Abgeordnete hatten für diesen Fall gedroht, Johnson die Gefolgschaft als Premier zu verweigern oder gar die Partei zu verlassen.
Machtübergabe nicht vor Dienstag
Die formelle Ernennung von Rushi Sunak zum neuen britischen Premierminister kann frühestens am Dienstag stattfinden, weil der König zunächst nicht in London war. Charles III. machte sich von seinem ostenglischen Landsitz Sandringham aus auf den Weg nach London. Die konstitutionellen Regeln sehen vor, dass die scheidende Premierministerin bei ihm formell um Entlassung bittet und der Monarch anschließend den künftigen Premier offiziell mit der Bildung einer Regierung beauftragt.
hf/rb (AFP, dpa, Reuters)