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Rio+20 plus ganz viel Arbeit

23. Juni 2012

UN-Generalsekretär Ban zog im Gegensatz zu Umweltverbänden ein durchweg positives Fazit, was die Konferenz in Rio de Janerio angeht. Doch angesichts ihrer Dimensionen beschleichen selbst Politiker allmählich Zweifel.

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"Rio+20"-Schriftzug in der gastgebenden Stadt Rio de Janeiro (Foto: Reuters)
Rio+20Bild: Reuters

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die Resultate des Rio+20-Gipfels als solide Basis für den Weg hin zu einer nachhaltigen Entwicklung bezeichnet. "Die Reden sind vorbei, jetzt beginnt die Arbeit", sagte er am späten Freitagabend (Ortszeit) zum Abschluss der dreitägigen UN-Veranstaltung in Rio de Janeiro. Mit der Annahme der 53-seitigen Abschlussdeklaration durch die 188 Teilnehmerstaaten sei ein bahnbrechender Leitfaden für eine Umwelt- und Ressourcen-schonende Entwicklung geschaffen worden.

Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff sagte, die Deklaration mit dem Titel "Die Zukunft, die wir wollen" sei ein Konsensdokument. Die Ergebnisse seien auch im Vergleich zum Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro kein Rückschritt. Es sei ein "historischer Schritt" für einen gerechtere Welt gelungen. In der weitgehend unverbindlich formulierten Erklärung bekennen sich die Länder grundsätzlich zum Konzept der "Green Economy", das ein Ressourcen-schonenderes Wirtschaftsmodell zum Ziel hat. Bis 2015 sollen Nachhaltigkeitsziele ausgearbeitet werden.

From left to right, UN General Assembly President Nassir Abdulaziz Al Nasser, United Nations Secretary General Ban Ki-Moon, Brazil's President Dilma Rousseff, Brazil's Secretary of the Conference Luis Figueiredo Machado, and Rio+20 Secretary-General Sha Zukang attend the closing ceremony of the Rio+20 UN Conference on Sustainable Development in Rio de Janeiro, Brazil, Friday, June 22, 2012. (Foto:Andre Penner/AP/dapd). Die Abschlusszeremonie des Rio-Gipfels unter anderem mit UN-Generalsekretär Ban und Brasiliens Präsidentin Rousseff (Foto: AP)
Die Abschlusszeremonie unter anderem mit UN-Generalsekretär Ban (2. v. l.) und Brasiliens Präsidentin RousseffBild: AP

Altmaier wirbt für Koalition von Vorreiterstaaten

Auch Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) warb für das Konzept einer "Green Economy, das vor allem bei Entwicklungs- und Schwellenländern auf Skepsis gestoßen war. Deutschland sei mit der Energiewende auf diesem Weg und zur Partnerschaft mit interessierten Ländern bereit. "In 20 Jahren wird man sich an diese Konferenz als einen Paradigmenwechsel und grundlegenden Wendepunkt erinnern", sagte Altmaier in seiner Rede. Erstmals hätten sich alle Staaten hinter der Idee einer Grünen Wirtschaft vereint, die Wachstum mit einem schonendem Umgang mit natürlichen Ressourcen verbinde. Der Minister warb auch für eine Koalition von Vorreiterstaaten, die bei Klima- und Meeresschutz die Spitze bilden sollten.

Umweltverbände widersprachen dem Minister und stuften die Konferenz als absolut gescheitert ein, da es für wichtige Ziele weder Fristen noch konkrete Umsetzungspläne gebe. Die völkerrechtlich nicht bindenden Beschlüsse bedeuteten nicht den Start eines Wirtschaftsmodells, das dem Klima- und Naturschutz helfe, sagte etwa der Greenpeace-Klima-Direktor Martin Kaiser. Es handle sich um Greenwashing (Grünfärben) statt Green Economy. Kaiser begrüßte aber Altmaiers Engagement für einen besseren Schutz der Ozeane.

Bundesumweltminister Peter Altmaier wird in Rio von Journalisten befragt (Foto: Reuters)
In Rio ein gefragter Interview-Partner: Bundesumweltminister Peter AltmaierBild: REUTERS

12.000 Delegierte, 4000 Journalisten

Altmaier und Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) räumten ein, dass sie sich bessere Ergebnisse erhofft hätten. "Wir müssen das Format dieser Megakonferenzen überdenken", sagte Niebel. Die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise habe den Rio+20-Gipfel beeinträchtigt, an dem insgesamt 45.000 Menschen teilnahmen, darunter knapp 12.000 Delegierte und mehr als 4.000 Journalisten.

Zwiespältige Rio-Bilanz

Nach Schätzungen der Organisation "atmosfair" führte die Mammutkonferenz in der brasilianischen Küstenmetropole zu einem erhöhten Kohlendioxid-Ausstoß. Demnach verbrauchten die Teilnehmer unter anderem wegen ihrer An- und Abreise soviel Treibhausgas CO-2 wie 100.000 Einzelflüge von Berlin nach New York. wie die "Neue Osnabrücker Zeitung" berichtete. Damit sei der Umwelt ein beträchtlicher Schaden zugefügt worden.

sti/wl (afp, dapd, dpa, epd, kna)