Reis-Mission auf Schalke droht zu scheitern
24. Januar 2023Thomas Reis schaute, als ob er nicht glauben konnte, was er da sah. Was seine Spieler gegen RB Leipzig in den ersten 45 Minuten zeigten, war schließlich im Bereich Arbeitsverweigerung einzuordnen. Mit 0:4 lag der FC Schalke 04 nach 45 Minuten zurück. Am Ende leuchtete ein 1:6 auf dem großen Videowürfel über dem Rasen im Gelsenkirchener Stadion auf. Soichiro Kozuki erzielte immerhin noch den Ehrentreffer für die Gastgeber in Hälfte zwei. Und Thomas Reis?
Dem 49-Jährige dürfte an seiner Mission auf Schalke so langsam ernste Zweifel kommen, ob dieser Klassen-Rettungsversuch, zu dem er angetreten ist, überhaupt noch eine realistische Chance auf einen positiven Ausgang hat. Nach 17 Bundesliga-Spieltagen, also nach der gesamten Hinrunde, hat der Klub lediglich neun Punkte auf dem Konto. Ganze 14 erzielte Treffer stehen auf der Habenseite, 41 Gegentreffer kassierte das Team der Königsblauen bisher. Eine geradezu desaströse Zwischenbilanz. Reis hatte den Klub Ende Oktober, vor dem 12. Bundesliga-Spieltag, übernommen. Seitdem gab es einen Sieg und gerade einmal drei Tore auf der Habenseite.
Schlecht gemanagt von Rouven Schröder
Schalke steht nach nur einem Jahr im Oberhaus wieder einmal vor dem Absturz in die 2. Liga. Und Reis soll den Klub irgendwie noch erhobenen Hauptes bis an das Saisonende führen. Auch der ehemalige Bochum-Coach, der mit dem VfL im Jahr 2021 überraschend in die Bundesliga aufgestiegen und den Ruhrgebietsklub trotz großer finanzieller Probleme mit viel Einsatz und mutigem Spiel eine Saison lang in der Liga gehalten hatte, scheint in Gelsenkirchen vor einer unlösbaren Aufgabe zu stehen.
"Solange es rechnerisch noch möglich ist, werde ich Optimismus verbreiten", sagte Reis vor dieser für die Schalke-Fans geradezu erschütternden Partie. Der Schalke-Coach muss eine Mannschaft betreuen, die von Ex-Sportdirektor Rouven Schröder in einem desolaten Zustand gemanagt wurde. Einen Tag bevor die Verpflichtung von Reis bekannt wurde, beendete der Sportdirektor ohne Gründe zu nennen seine Aufgabe auf Schalke und überließ den Klub sich selbst.
Zudem bewegt sich Schuldenstand des S04 auf über 180 Millionen Euro, was jedweden finanziellen Spielraum für hochkarätige Neuverpflichtungen bereits im Keim erstickt.
Reis wird alles versuchen
Reis versucht der Mannschaft Ordnung, Willenskraft und auch Selbstvertrauen zu geben, sie zu bundesligatauglichen Leistungen anzutreiben, was ihm in den vorangegangenen Partien auch gelang. Sind die Spieler wie gegen Leipzig allerdings nicht in der Lage, ihre Leistungsgrenze zu erreichen, sind die Schalker Profis schlicht nicht konkurrenzfähig.
Thomas Reis wird weiterhin mit viel Arbeit und Engagement versuchen, die Schalker in den verbleibenden 17 Partien doch noch vor dem Gang in die zweite Liga zu bewahren. Allein der Glaube daran dürfte selbst ihm, den Optimisten, nicht mehr besonders leicht fallen.