"Kelly sorgt für Disziplin und Zusammenhalt"
2. August 2017Blain Rethmeier war im Übergangsteam von US-Präsident Donald Trump als Chefunterhändler damit beauftragt, John Kelly durch seine Senats-Bestätigung für das Amt des Heimatschutzministers Anfang des Jahres zu begleiten. Davor war Rethmeier Sprecher des Weißen Hauses für Heimatschutz-Angelegenheiten unter Ex-Präsident George W. Bush.
Deutsche Welle: John Kelly hat eine bemerkenswerte Militär-Karriere absolviert, hat aber kaum politische oder Regierungserfahrung - wie viele im Umfeld von US-Präsident Donald Trump. Warum glauben Sie, dass er trotzdem der richtige Mann ist, um das Weiße Haus zu leiten?
Blain Rethmeier: Schon in seiner aktiven Zeit als Soldat war Kelly ein Bindeglied zwischen dem Militär und dem Capitol. Bei diesen Gesetzgebungsverfahren baute er enge Beziehungen mit viele Mitgliedern des Kongresses auf. Kelly arbeitete auch direkt mit zwei ehemaligen Verteidigungsministern zusammen, Leon Panetta und Robert Gates. Seit dieser Zeit weiß er definitiv, wie es im politischen Washington läuft. Wenn man beim Militär ist, ist man sicherlich nicht politisch, aber im Bezug auf sein Engagement und seine Rollen, die er dort inne hatte, kennt keiner Washington und seine Mechanismen besser als John Kelly.
Zwei Hauptprobleme plagen das Weiße Haus: Es war bisher unmöglich, dort für Disziplin zu sorgen. Und es war dort bisher unmöglich, auf Ratschläge zu hören und, falls sie berechtigt waren, den Kurs zu korrigieren. Viele hoffen nun, dass der ehemaligen Marineinfanterist Kelly im Weißen Haus wieder für Disziplin sorgt. Wird er denn auf der anderen Seite offen für Beratungen und bereit sein, mögliche Fehler zu korrigieren?
Ganz sicher. Ich denke, General Kelly wird definitiv ein neues Niveau an Disziplin und Zusammenhalt im Weißen Haus etablieren. Er hat viel Respekt vor dieser Institution und liebt sein Land sehr. Und er weiß, wie man überzeugt. General Kelly verlangt Respekt, gibt diesen aber auch zurück. Das beruht bei ihm auf Gegenseitigkeit.
Und obwohl er weiß, dass der Präsident der Oberbefehlshaber ist, und er letztendlich seinem Kommando Folge leisten muss, wird er sich nicht davor scheuen, seine Meinung zu äußern, falls er anderer Meinung ist. Diesen Kurs hat er schon während seiner aktiven Karriere verfolgt, und er findet ihn sehr effektiv.
Warum glauben Sie, dass John Kelly das schafft, was andere auch schon versucht haben - und scheitern mussten -, nämlich nicht nur für Ordnung unter den Mitarbeitern des Weißen Hauses zu sorgen, sondern auch Präsident Trump zu zügeln?
Wie wir seit dem ersten Tag sehen, hat General Kelly wenig Toleranz übrig für Ungehorsam oder Menschen, die nicht auf die Aufgabe fokussiert sind. Ich denke, wenn jemand in Washington Disziplin und Ordnung ins Weiße Haus bringen kann, dann ist es General Kelly.
Wie würde John Kelly reagieren, falls er den Eindruck gewinnt, dass er die Rolle des Stabschefs nicht so erfüllen kann, wie er es sich vorgenommen hat?
General Kelly hat gezeigt, dass er in der Lage ist, das Heimatschutzministerium innerhalb kürzester Zeit und in einer kontroversen Umgebung umzustrukturieren. Er hat damit gezeigt, dass er in solchen Arbeitsumfeldern effektiv agieren kann. So sehe ich auch seine neue Rolle als Stabschef des Weißen Hauses. Das ist eine weitere Führungsherausforderung in seiner langen Karriere. Er ist ein wahrer Patriot und jemand, der sein Leben dem Land gewidmet hat. Das alles zusammen wird ihn in seiner neuen Funktion erfolgreich machen. Ich denke, wir werden bald mehr wissen. Aber es gibt Anzeichen, dass die Entscheidung für ihn als Stabschef eine bedeutende Auswirkung auf das Weiße Haus hat.
Nachdem Kommunikationschef Anthony Scaramucci gefeuert wurde, müssen wir mit weiteren neuen Konstellationen im Weißen Haus unter John Kelly rechnen?
Ich denke, das werden wir abwarten müssen, und es wird davon abhängen, ob die Menschen ihm folgen oder nicht.
Das Interview führte Michael Knigge.