Republikaner wollen Trumps Sohn befragen
13. Juli 2017US-Präsident Donald Trump ist in Paris, aber den Schlagzeilen über die Russland-Affäre entkommt er nicht. Während einer Pressekonferenz mit dem französischen Staatschef Emmanuel Macron verteidigte er erneut die Entscheidung seines ältesten Sohnes, sich im Wahlkampf mit einer russischen Anwältin zu treffen. Er sei der Meinung, dass viele Menschen ein solches Gesprächsangebot angenommen hätten, sagte Trump in Paris. "So etwas nennt man Recherche über die Opposition."
Es sei "gängige Praxis" im politischen Betrieb, Informationen über Konkurrenten einzuholen, so Trump. "Politik ist nicht das netteste Geschäft der Welt", fügte er hinzu. Das Treffen an sich sei sehr kurz gewesen, und bei der Anwältin habe es sich auch nicht um eine russische Regierungsanwältin gehandelt.
Der Justizausschuss des Senats kündigte unterdessen an, Trump Jr. befragen zu wollen. Der Vorsitzende des Ausschusses, der Republikaner Chuck Grassley, sagte, der Ausschuss werde Donald Trump Jr. um eine Aussage vor dem Gremium bitten. Er hatte zuvor bereits erklärt, dass das Komitee mit Trumps ehemaligem Wahlkampfchef Paul Manafort sprechen wolle. Er war ebenfalls bei dem Gespräch mit der Anwältin anwesend, wie auch Trumps Berater und Schwiegersohn Jared Kushner. Paul Ryan, der ranghöchste Republikaner im Repräsentantenhaus unterstützte den Plan, Trump Jr. einzubestellen. "Ich denke, dass jeder Zeuge, der um eine Aussage vor dem US-Kongress gebeten wird, dies tun sollte", sagte der Vorsitzende des Repräsentantenhauses.
Die Affäre um mögliche Absprachen zwischen Russland und Trumps Wahlkampfteam hatte diese Woche neuen Auftrieb bekommen, nachdem das Treffen zwischen Trump Jr. und der russischen Anwältin Natalja Veselnitskaja bekannt geworden war.
Der 39-jährige Präsidentensohn machte am Dienstag einen bereits zuvor durch Presseberichte bekanntgewordenen E-Mail-Wechsel mit dem Publizisten Rob Goldstone öffentlich, der zu der Begegnung führte. Daraus geht hervor, dass ihm belastende Informationen über Hillary Clinton in Aussicht gestellt worden waren. In einer E-Mail schrieb ihm sein Vertrauter Goldstone: "Das sind offensichtlich hochrangige und sensible Informationen, aber es ist Teil der Unterstützung Russlands und der Regierung für Herrn Trump (...)." Trump Jr. quittierte das mit den Worten: "Es sieht so aus, als ob wir Zeit hätten, und wenn es das ist, was Du sagst, liebe ich es."
In einer der E-Mails wurde dem jüngeren Trump die Gesprächspartnerin als Regierungsanwältin angekündigt. Sie selbst bestritt in den vergangenen Tagen, jemals für den Kreml gearbeitet zu haben. Die Regierung in Moskau erklärte, man kenne die Frau nicht. Die E-Mails gelten als bisher klarstes Indiz, dass Mitglieder aus Trumps-Wahlkampfteam bereit gewesen sein könnten, mit Russland zusammenzuarbeiten.
Sie liefern aber keinen Beweis dafür, dass es Geheimabsprachen zwischen Trumps Lager und Moskau gab. Beobachter machen aber geltend, dass Trump Jr. und seine Begleiter Kushner und Manafort mit dem Treffen gegen geltendes Recht in der Wahlkampf-Finanzierung verstoßen haben könnten.
US-Geheimdienste beschuldigen Moskau seit längerer Zeit, hinter Attacken auf E-Mail-Konten der Demokraten zu stehen. Sie werfen dem Kreml vor, sich auf diese Weise in den Wahlkampf eingemischt zu haben, um Trump zu helfen und seiner Konkurrentin Clinton zu schaden. Ein Sonderermittler und mehrere Kongressausschüsse untersuchen, ob es dabei Absprachen mit Trumps Wahlkampflager gab. Die Affäre belastet Trump seit Monaten und schürt Bedenken, dass er deswegen andere Vorhaben wie etwa die Steuerreform vernachlässigen könnte.
stu/se (dpa, rtr)