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Politik

Moldau: Angst vor Russlands Aggression

Vitalie Călugăreanu | Dana Alexandra Scherle
24. Februar 2022

In der Republik Moldau sind die Explosionen aus der benachbarten Ukraine zu hören. Der moldauische Luftraum wurde gesperrt. Besonders groß ist die Sorge wegen der russischen Soldaten im abtrünnigen Transnistrien.

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Die moldauische Lehrerin Ala Morcov spricht mit ihren Schülern auch über Desinformation und Fake News
Die moldauische Lehrerin Ala Morcov spricht mit ihren Schülern auch über Desinformation und Fake NewsBild: Elena Covalenco

Viele Moldauer berichten, dass sie am Morgen vom Lärm der Explosionen in der benachbarten Ukraine geweckt wurden. In den sozialen Medien wurde die Nachricht verbreitet, dass russische Soldaten aus dem Separatistengebiet Transnistrien in Richtung Ukraine geschossen hätten. Das moldauische Verteidigungsministerium erklärte inzwischen, es handele sich um eine Falschmeldung.                    

Transnistrien: eine offene Wunde 

Transnistrien löste sich Anfang der 1990er Jahre von der Republik Moldau ab - mit russischer Unterstützung. Auch heute sind immer noch russische Soldaten, die sich als "Friedenstruppen" bezeichnen, in Transnistrien stationiert. Die abtrünnige selbsternannte Republik erkennt die Autorität der Regierung in Chisinau nicht an. Umso größer ist die Sorge in Chisinau nach dem Beginn der russischen Invasion in der benachbarten Ukraine. "Alle Institutionen des Staates sind in Alarmbereitschaft", verkündete die moldauische Präsidentin Maia Sandu. Die Republik Moldau hat ihren Luftraum bis zum 4. März gesperrt und verhängte den Ausnahmezustand. Viele Ukrainer stehen Schlange an den moldauischen Grenzübergängen. "Alle Grenzübergänge sind offen und funktionieren mit verstärkten Mannschaften. Wir werden diese Menschen unterstützen", sagte die Präsidentin. Die Republik Moldau sei darauf vorbereitet, "Zehntausende von Flüchtlingen" zu beherbergen. Eine sehr hohe Zahl für ein kleines Land mit einer Bevölkerung von weniger als drei Millionen Einwohnern, das als Armenhaus Europas gilt. Mindestens ein Drittel der Moldauer arbeitet Schätzungen zufolge im Ausland.

Karte - Republik Moldau - DE

"Angst, dass russische Panzer plötzlich hier stehen"

Im Dorf Cosnita, in der Nähe der "Grenze" zum Separatistengebiet Transnistrien, ist die Nervosität groß: "Wir sind sehr besorgt über das Vorgehen der Russen", sagte die Lehrerin Ala Morcov, die am lokalen Gymnasium unterrichtet, der DW. "Die Aggression eines Staates gegen einen anderen ist nicht zu tolerieren - egal, ob es um Russland oder andere Länder geht. Es ist absurd, dass es im 21. Jahrhundert noch aggressive Staaten gibt, die sich einen Schafspelz überziehen und sich als Befreier bezeichnen. Ich habe Angst, dass russische Panzer eines nachts plötzlich hier bei uns, am Fluss Dnjestr, stehen."

Während des Krieges von 1992 fanden in Cosnita besonders blutige Kämpfe statt. Daran erinnern auch die unzähligen Einschusslöcher in den Mauern der historischen Kirche, die heute nur noch eine Ruine ist. Ein älterer Mann aus dem Dorf fragt schulterzuckend: "Wieso sollten wir uns fürchten? Wir hatten schon einen Konflikt, wir kennen das." Im Krieg von 1992 habe er gegen die von Russland unterstützten Separatisten gekämpft, um die Republik Moldau zu verteidigen, erzählt der Mann. Heute fühle er sich einfach nur enttäuscht von allem, was um ihn herum passiere. 

Viele der Älteren im Dorf kämpften 1992 im Bürgerkrieg
Viele der Älteren im Dorf Cosnita, in der Nähe der Separatistenregion Transnistrien, kämpften im Krieg von 1992Bild: Elena Covalenco

Inzwischen berichten jüngere moldauische Männer, sie hätten Textnachrichten bekommen, in denen sie angeblich aufgerufen werden, sich für die Armee zu melden, "in Anbetracht der Ereignisse im Nachbarland". Die Regierung in Chisinau spricht in diesem Zusammenhang von einer "Manipulation" und stellt klar, es gebe keine Mobilisierung dieser Art - und es sei auch nichts dergleichen geplant. Diese falschen Nachrichten seien an die Polizei geleitet worden. Wer sie verbreite, könne strafrechtlich verfolgt werden.             

Porträt einer lächelnden Frau mit Brille und langen braunen Haaren
Dana Alexandra Scherle Redakteur und Autor der DW Programs for Europe