Reparationsforderungen: Athen macht ernst
4. Juni 2019Athen hatte die sogenannte diplomatische Verbalnote - üblicherweise die schriftliche Nachricht eines anderen Staates an das deutsche Außenministerium - bereits Ende April angekündigt. Damals hatte das Parlament die Regierung von Premier Alexis Tsipras damit beauftragt, Entschädigungen von Deutschland für während des Zweiten Weltkriegs verübte Gräueltaten zu fordern. 2016 war eine Expertenkommission zu dem Schluss gekommen, dass diese bis zu 290 Milliarden Euro betragen sollten.
Tsipras hatte erklärt, nach dem Auslaufen der Hilfsprogramme für das pleitebedrohte Land sei nun der richtige Augenblick. Es sei ihm wichtig, mit Deutschland auf Augenhöhe und freundschaftlich zusammenzukommen.
Die Reparationen seien für die griechische Bevölkerung von besonderer Bedeutung, "moralisch wie materiell", verlautete nun aus dem Außenministerium.
Deutschland lehnt Reparationen ab
Berlin hat eine höhere Entschädigung Athens für deutsche Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs wiederholt abgelehnt. Die Bundesregierung argumentiert, alle finanziellen Forderungen Griechenlands aus dieser Zeit seien abgegolten. Das gelte auch für etwaige Ansprüche aus einer Zwangsanleihe, die Nazi-Deutschland als Besatzungsmacht dem Land Anfang der 1940er Jahre abgefordert hatte. 1960 hatte Deutschland Griechenland 115 Millionen Mark Entschädigung gezahlt.
Juristen und Historiker sind sich uneins über das Anrecht der Griechen auf weitere Reparationen.
hk/kle (dpa, rtr)