Was sagen die Heiligen Schriften zum Umgang mit der Natur?
Christen, Muslime, Hindus, Buddhisten, Juden und Atheisten: Alle leben auf einer Erde. Und alle sind gleichermaßen von den Folgen des Klimawandels betroffen.
Die Schöpfung bewahren
Adam und Eva im irdischen Paradies: Sowohl im Christentum als auch im Judentum gilt die Bewahrung der Schöpfung als eine der Aufgaben, die Gott dem Menschen übertragen hat: “Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte” (Bibel, Genesis 2, 15)
Jüdischer Tanach und christliche Bibel teilen zentrale Aussagen
Die Schöpfungsgeschichte wird im Ersten Buch Moses erzählt. Das erste Buch Moses ist Teil der Thora, dem ersten Teil der jüdischen Bibel, auch Tanach genannt.
Das Wort, das um die Welt geht
Ebenso ist die Schöpfungsgeschichte zentraler Bestandteil des Alten Testaments in der christlichen Bibel. Aus Teilen der jüdischen Bibel hervorgegangen, ist die christliche Bibel das am weitesten verbreitete und am häufigsten publizierte schriftliche Werk der Welt.
Der “Herrschaftsauftrag” des Menschen
“Und Gott segnete sie und sprach: Wachset und vermehrt euch, erfüllet die Erde und macht sie euch untertan. Und herrscht über die Fische des Meeres, und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich regen auf der Erde.” (Genesis 1, 28) - eine der bekanntesten Bibelstellen, die gerade in Bezug auf den Herrschaftsauftrag des Menschen (dominum terrae) unterschiedlich interpretiert wird.
Allahs Werk umsichtig nutzen
Auch im Islam muss das Werk des Schöpfers geschützt werden. Der Mensch darf das Erschaffene nutzen, muss aber umsichtig sein. “Die Sonne und der Mond laufen ihre vorgeschriebene Bahn, die Sterne und die Bäume verneigen sich vor dem Herrn, und die Himmel hat er emporgehoben und in Balance gebracht. Stört das Gleichgewicht nicht, haltet das rechte Maß und verliert es nicht.” (Koran, Sure 55, 3-10)
Kein Unheil auf der Erde anrichten
Der Koran beinhaltet konkrete Handlungsanweisungen für die Menschen. Viele beziehen sich direkt auf das Verhältnis zur Umwelt und den Umgang mit der Natur. "Richtet nicht Unheil auf der Erde an!" (Koran, Sure 2, 11)
Hinduisten im ewigen Kreislauf
Im Hinduismus gibt es weder den einen Gott, noch die eine Heilige Schrift mit einer Schöpfungsgeschichte: Alles befindet sich in einem Kreislauf, in dem die einzelnen Bestandteile - tot oder lebendig, sichtbar oder unsichtbar - ineinander greifen und sich fortlaufend wiederholen. Der Mensch ist Teil dieser Welt, er hat darin den gleichen Stellenwert wie jedes andere Lebewesen.
Immer in Balance
Das natürliche Gleichgewicht soll gewahrt werden - wer etwas nimmt, muss auch etwas zurückgeben: “Da du die Götter im Opfer gespeist hast, werden sie dir das Gewünschte geben. Wer also genießt, was die Götter ihm geben, ohne ihnen dafür (als Gegenleistung) zu opfern, ist in der Tat ein Dieb.” (Bhagavad Gita 3:12)
Keine Trennung zwischen Ich und Umwelt
Auch im Buddhismus steht alles in einer Wechselbeziehung und im Austausch. Buddhisten trennen nicht zwischen dem Ich und der Umwelt. Wer nach Erleuchtung strebt, fühlt mit allen anderen Wesen und teilt deren Leid. Der Kreislauf des Lebens kann durchbrochen werden, indem ein Wesen Erleuchtung erlangt und damit ins Nirvana einzieht.
Alles steht in Zusammenhang
Im Pali-Kanon, den ältesten überlieferten Lehrreden Buddhas, wird die Abhängigkeit und Verbindung aller Dinge beschrieben: „Wenn das besteht, so entsteht jenes. Durch das Entstehen von jenem wird dies hervorgebracht. Wenn jenes nicht ist, so entsteht auch dies nicht. Durch das Aufhören von jenem wird dieses beendet." (Pali-Kanon, Samyutta Nikaya II, 12.21)