Mehr Angriffe auf Flüchtlingsheime
23. Juli 2015Insgesamt wurden nach Angaben des Bundesinnenministeriums 202 Übergriffe gezählt. 173 davon seien rechtsextremistisch motiviert gewesen. 26 Delikte konnten bislang keinem politischen oder sonstigen Motiv zugeordnet werden. Die Zahl der Übergriffe lag damit schon in den ersten sechs Monaten auf dem Niveau des Vorjahres. 2014 hatte es nach Ministeriumsangaben insgesamt 198 Übergriffe auf Asylunterkünfte und Flüchtlingsheime gegeben, im Jahr 2013 waren es nur 69. Auch in den vergangenen beiden Jahren kamen die überwiegende Zahl der Attacken aus der rechten Szene.
Experten rechnen mit weiteren Übergriffen
Zu Übergriffen werden Brandanschläge ebenso gerechnet wie Proteste vor Asylbewerberheimen. Berücksichtigt sind in der Statistik alle Meldungen der Länder bis zum 6. Juli, so dass die Halbjahreszahl noch steigen kann. Der Trend dürfte sich in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen. Im Juli ereigneten sich bereits mehrere Übergriffe, etwa in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt.
Seit dem vergangenen Jahr gibt es eine zentrale Stelle beim Bundeskriminalamt für die Erfassung und Bewertung aller Proteste und Übergriffe auf Asylbewerberunterkünfte aus allen Bundesländern. Sie koordiniert außerdem den Informationsaustausch zwischen den Ländern über die Gefährdungslage.
Begegnungsmöglichkeiten mit Asylbewerbern
Insgesamt rechnet der Bund in diesem Jahr mit 450.000 Asylanträgen in Deutschland. Das sind mehr als doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. Vielerorts melden Kommunen, dass sie bei der Unterbringung der Menschen an ihre Grenzen stoßen.
Auch Städtetagspräsidentin Eva Lohse mahnt zu wohlüberlegten Entscheidungen bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Angriffe auf Unterkünfte seien entschieden zu verurteilen, sagte die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin der Zeitung "Die Welt". Es gebe aber wegen der wachsenden Asylbewerberzahlen auch Befürchtungen, mit denen man umgehen müsse, so Lohse. Ängste könne man etwa abbauen, indem Begegnungsmöglichkeiten mit Asylbewerbern geschaffen würden.
cw/cr (rtr, kna, epd)