Reisen für Russen
11. April 2003Deutschlands drittgrößter Reisekonzern, die Rewe Touristik, hat als erstes deutsches Unternehmen einen Reiseveranstalter in Russland gegründet. Mit 70 Prozent hält die Rewe-Tochter LTU Touristik die Mehrheit an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen ITours. Mit einem Drittel ist die russische Charterfluggesellschaft Airline 400 beteiligt. Rewe verspricht sich mittelfristig ein gutes Geschäft, auch wenn die Reisebranche derzeit wegen Terrorgefahr und Irak-Krieg große Einbussen hinnehmen muss. In Russland - davon ist der Vizechef der LTU Touristik, Dierk Berlinghoff, überzeugt - werden sich künftig immer mehr Menschen, eine Pauschalreise leisten können. Denn dort entstehe ein kaufkräftiger Mittelstand.
Östliches statt südliches Mittelmeer
Der bunte Reisekatalog ist kaum zu unterscheiden von den deutschen Ausgaben - wären da nicht die kyrillischen Buchstaben. In russischer Sprache werden Reiseziele angepriesen, die auch die Herzen der deutschen Urlauber höher schlagen lassen: die griechische Insel Kreta, Zypern - oder Mallorca. Allerdings: Die Lieblingsinsel der Deutschen werden die Russen wohl weniger anfliegen, glaubt Berlinghoff: Die Flugzeit auf die Balearen von Moskau aus könnte für viele dann doch etwas zu lang sein. Nach Ansicht Berlinghoffs werden russische Urlaubern das östliche Mittelmeer bevorzugen.
Eineinhalb Jahre hat es gedauert, bis das Gemeinschaftsunternehmen ITours unter Dach und Fach war. Nicht immer leicht seien die Verhandlungen mit russischen Behörden gewesen, berichtet Berlinghoff: "Wir haben sehr viel Wert darauf gelegt, dass das Ganze einhundert Prozent legal war. Dass das Vorhaben unter Berücksichtigung aller Behördengänge, mit ordnungsgemäßen Lizenzen und ordnungsgemäßer Gründungsurkunde über die Bühne geht."
Mehr Verbraucherschutz
Der Ehrgeiz ist groß: Rewe-Touristik will schon in wenigen Jahren zu einem führenden Veranstalter auf dem russischen Reisemarkt werden und bald Gewinne erwirtschaften. Hilfreich sind dabei Veränderungen am Markt. Berlinghoff: "Die gesamte Reiseveranstalterlandschaft fängt langsam an sich zu verändern. Der russische Staat hat erkannt, dass er für die Konsumenten mehr Verbraucherschutz schaffen muss." Russische Reiseveranstalter müssten darum demnächst Bürgschaften beim Staat hinterlegen. "Viele Reiseveranstalter werden dazu nicht in der Lage sein, dadurch wird sich die Spreu ein wenig vom Weizen trennen. Und ein solides Unternehmen mit deutschem Hintergrund hat einen wesentlich besseren Stand, als manch mittelgroßer Reiseveranstalter, der in der Vergangenheit in der Grauzone gearbeitet hat", zeigt sich der LTU-Vizechef überzeugt.
Dass den russischen Urlaubern geboten werde, was Deutsche gewohnt seien, verstehe sich von selbst, sagt Berlinghoff: "Qualität spielt bei uns eine wichtige Rolle. All die Dinge, die für deutsche Touristen normal sind, stellen wir jetzt in Moskau sehr stark in den Vordergrund und werden damit sicherlich bei den russischen Kunden auf fruchtbaren Boden stoßen." Mit Beginn der Sommersaison 2003 können russische Urlauber mit ITourS in Richtung Sonne fliegen.