Reise durch den Osten Europas: Polen
Viele Menschen zögern wegen des Ukraine-Krieges mit ihren Urlaubsbuchungen. Das trifft die Länder Mittel- und Osteuropas besonders hart. Wir stellen die beliebtesten Reiseländer in der Region vor. Den Anfang macht Polen.
Die Hauptstadt: Warszawa (Warschau)
Warschau ist seit 1596 die Hauptstadt Polens. Als die UNESCO die historische Altstadt 1980 zum Welterbe ernannte, war diese aber gerade 25 Jahre alt: Wiederaufgebaut zwischen 1949 und 1955. Die UNESCO würdigte damit die "innere Entschlossenheit und Stärke der polnischen Nation", ihr historisches Erbe nach der brutalen Zerstörung durch deutsche Truppen im Zweiten Weltkrieg wieder aufzubauen.
Erinnern und Gedenken
Das Leid, das die NS-Diktatur über Polen brachte, ist ein nationales Trauma. Seit 1989 erinnert dieses Denkmal an den Warschauer Aufstand im Jahr 1944; 63 Tage lang versuchten damals Widerständler ihre Stadt zu befreien, 180.000 Menschen starben. Am Ende stand die Kapitulation, gefolgt von der brutalen, systematischen Zerstörung Warschaus durch deutsche Truppen.
1000 Jahre jüdisches Leben
Drei Millionen Juden lebten vor dem Zweiten Weltkrieg in Polen. Warschau war ein Zentrum jüdischen Lebens in Europa. Das Museum Polin dokumentiert eindringlich die Geschichte von der ersten jüdischen Siedlung im Mittelalter über das Warschauer Ghetto im Zweiten Weltkrieg bis hin zur Gegenwart.
Architektonisches Juwel: Kraków (Krakau)
Anders als die meisten polnischen Städte wurde Krakau im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts war es die bedeutendste Stadt im Königreich Polen. Gebäude von der Romanik bis zum Jugendstil sind hier im Original erhalten geblieben. Mittelpunkt der Altstadt ist der imposante Marktplatz mit der Marienkirche und den berühmten Hallen der Tuchhändler.
Gegen das Vergessen: Auschwitz
Es ist ein Ort, der wie kein anderer für die Verbrechen der NS-Diktatur steht. Etwa anderthalb Autostunden von Krakau entfernt liegt Auschwitz-Birkenau, das größte Konzentrationslager des NS-Regimes. Etwa 1,1 Millionen Menschen starben hier. Den Opfern des Holocaust ist auf dem Gelände ein Museum gewidmet. Es ist zugleich Gedenkstätte, Begegnungs- und Forschungszentrum.
Polens Natur I: Masurische Seenplatte
Vor Corona kamen etwa 19 Millionen Touristen jährlich nach Polen. Neben Kultur- und Städtereisen, kommen sie wegen der Natur. Ideal zum Entspannen ist die Masurische Seenplatte mit ihren Schmelzwasserseen (Foto: Muckersee), allesamt Relikte der Eiszeit. Damit sie in ihrer Ursprünglichkeit erhalten bleibt, wurden über 100 Naturschutzgebiete ausgewiesen, auch ein UNESCO-Biosphärenreservat gibt es.
Polens Natur II: Tatra
Im Süden Polens erhebt sich die Tatra. Sie ist Teil der Gebirgskette der Karpaten, die sich 1500 km durch Mittel- und Osteuropa zieht. Der Hauptkamm der Tatra bildet die Grenze zur Slowakei. Das Gebiet ist auf beiden Seiten als Nationalpark geschützt, über 300 Kilometer Wanderwege erschließen die Landschaft. Für das leibliche Wohl der Wanderer sorgen Berghütten, sie sind ganzjährig geöffnet.
Polens Natur III: Ostseeküste
Eine der beliebtesten Urlaubsregionen im Sommer ist die 750 Kilometer lange polnische Ostseeküste: Hier reihen sich ausgedehnte Naturschutzgebiete, feinsandige Strände, Seebäder, Fischerdörfer und stolze Hansestädte aneinander. Das Seebad Rewal (Foto) gehört zu den beliebtesten Orten der polnischen Ostsee.
Perle der Ostsee: Gdańsk (Danzig)
Jahrhundertelang war das heutige Gdańsk Polens größter Ostseehafen, das Tor zur Welt. Im 16. und 17. Jahrhundert galt die Hafen- und Hansestadt als reichste Stadt der Welt und als eine der schönsten in Mitteleuropa. In dieser Zeit entstanden viele der Prunkbauten der Rechtstadt, so heißt die malerische Altstadt, die bis heute die Touristen begeistern.
Solidarność: Wege in die Freiheit
Auf der Westerplatte in Danzig fielen die ersten Schüsse des Zweiten Weltkriegs und hier führte Gewerkschaftsführer Lech Walesa im Kampf für bessere Menschenrechte, Demokratie und Freiheit im kommunistischen Polen 1980 den großen Streik auf der Lenin-Werft an. Das Solidarność-Museum erinnert mit der Ausstellung "Wege in die Freiheit" daran.
Solidarität 2022
In einem völlig anderen Kontext ergreift Polen wieder eine Welle der Solidarität: Gegen den Krieg in der Ukraine und für das Streben des Nachbarlandes nach Freiheit und Demokratie. Im ganzen Land ist die Solidarität zu spüren - wie hier auf einer Kundgebung im Krakau. Seit Kriegsausbruch sind fast 2 Millionen Flüchtende in Polen angekommen und fanden Hilfe und Untertsützung.