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Reiche leben länger

13. Dezember 2011

Verdienst und Gesundheit hängen zusammen. Wie dramatisch die Auswirkungen dieses Zusammenhangs auch in Deutschland sind, darüber wird zurzeit in der Öffentlichkeit heftig gestritten.

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Frau sitzt am Schreibtisch und telefoniert (Foto: BilderBox)
Gutverdiener leben längerBild: BilderBox

Anlass: Eine Pressemitteilung der Partei "Die Linke". Darin meldete die Partei eine Verringerung der Lebenserwartung bei Geringverdienern. Die gesunkene Lebenserwartung hatten die Politiker aus Zahlenmaterial der Bundesregierung herausgelesen, das Daten zur Rentenbezugsdauer enthielt.

Das Zahlenmaterial

Mann mit Schlagbohrer auf einer Baustelle (Foto: APTN)
Geringverdiener verrichten oft schwere körperliche ArbeitBild: APTN

Während bei den geringverdienenden Frauen die Rentenbezugsdauer im vergangenen Jahrzehnt um einige Monate anstieg, sank sie bei den männlichen Arbeitnehmern mit geringem Einkommen deutlich. 2001 bezogen sie noch durchschnittlich 12,5 Jahre ihre Rente, 2010 waren es nur noch 10,5 Jahre. In Ostdeutschland war die Entwicklung demnach noch drastischer. Hier sank die durchschnittliche Rentenbezugsdauer von 12,9 auf 9,1 Jahre.

Rentenbezug gleich Lebensdauer?

Aus der Dauer des Rentenbezugs errechnete die Linke die Lebenserwartung. Dieses Vorgehen sei wissenschaftlich nicht haltbar, hieß es daraufhin von Seiten der Bundesregierung und des Bundesministeriums für Arbeit. Die Datenbasis für die Gruppe der Geringverdiener sei zu niedrig, um Rückschlüsse auf die Lebenserwartung ziehen zu können.

Zahlen bestätigen Trend

Dem widersprachen wiederum Armutsforscher und Sozialverbände. Die Zahlen bestätigten nur einen langen bekannten Trend, sagte etwa Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes: "Das Dramatische jetzt an den neuen Zahlen ist, dass zum ersten Mal nachgewiesen wird, dass die Lebenserwartung nicht nur kürzer ist als bei reichen Menschen, sondern sinkt im Moment und das ist etwas, was politisch alle Alarmglocken zum Läuten bringen müsste."

Einkommen und Bildung bestimmen Gesundheit entscheidend mit

Dicker Mann trinkt Bier (Foto: dpa)
Übergewicht, Alkohol- und Tabakkonsum schaden der GesundheitBild: dpa

Dass Gesundheit und Lebenserwartung in Deutschland eng mit Kriterien wie Bildung und Einkommen korrespondieren, ist schon lange bekannt. Der Sozialbericht, der alle zwei Jahre veröffentlicht wird, spricht hier eine ganz deutliche Sprache: Rund 5 Jahre länger leben Menschen mit Abitur im Vergleich zu solchen mit einem Hauptschulabschluss.

2009 forderte die EU-Kommission ein größeres Engagement, um die Ungleichheit zwischen den sozial benachteiligten und den bessergestellten EU-Bürgern in Sachen Gesundheit zu reduzieren.

Die katholische Wohlfahrtsorganisation Caritas hat als Jahresmotto 2012 "Armut macht krank" gewählt und prangert immer wieder die "Zweiklassenmedizin" in Deutschland an. Auch die Praxisgebühren, die vierteljährlich bei Arzt- und Zahnarztbesuchen anfallen, und die gestiegenen Medikamentenzuzahlungen würden Arme vom Arztbesuch abhalten.

Dabei leiden gerade Geringverdiener, Arbeitslose und Ältere unter chronischen Krankheiten. Dazu kommen eine Reihe von gesundheitsschädlichen Faktoren, die besonders Geringverdiener betreffen: sie fangen in der Regel früher an zu arbeiten, arbeiten oft in körperlich anstrengenden Berufen, neigen eher als gebildete Besserverdienende zu einseitiger Ernährung, Übergewicht, starkem Tabak- und Alkoholkonsum.

Der Kölner Armutsforscher Christoph Butterwege führt dies auf den verstärktem ökonomischen Druck zurück, dem Geringverdiener ausgesetzt sind: "Suchtprobleme haben gerade diejenigen, die in schwierigen finanziellen Situationen leben."

Autorin: Rachel Gessat
Redaktion: Nils Naumann