Reiche Griechen unter Verdacht
3. August 2014Wer über 100.000 Euro auf dem Konto hat, muss den griechischen Steuerbehörden ab sofort erklären können, wie er zu dem Geld gekommen ist. Ansonsten drohen harte Strafen. Mit der Überprüfung wollen die griechischen Behörden stärker gegen Steuerhinterziehung vorgehen. Insgesamt müssen etwa 1,2 Millionen Konten überprüft und mit dem gemeldeten Einkommen verglichen werden. Die Aktion betrifft alle Transaktionen seit dem Jahr 2000. Rund 42 Milliarden Euro werden somit unter die Lupe genommen, wie es aus Kreisen des Finanzministeriums heißt.
Die Banken hätten die notwendigen Daten bereits an die Prüfer übermittelt, berichtet eine griechische Zeitung unter Berufung auf das Finanzministerium. Bislang sollen sich allerdings erst sechs Beamte um die Kontrollen kümmern. Sie sind aber schon in einigen Fällen fündig geworden: So hätten sie etwa 2,5 Millionen bei einem Mann gefunden, der offiziell angegeben hatte, arbeitslos zu sein und kein Einkommen zu beziehen.
Gute Neuigkeiten aus Hellas
Auch sonst hat der griechische Finanzminister Grund zur Freude: Denn das Land kommt wieder leichter an Kredite. So erhöhte die US-Ratingagentur Moody’s die Einstufung für die Bonität Griechenlands um zwei Stufen auf den Wert "Caa1". Das beweise, dass das Land seine "Attraktivität unter den internationalen Investoren" wiederherstelle, hieß es in einer Erklärung des Finanzministeriums. Moody’s begründete die Aufwertung mit der spürbaren Verbesserung der finanziellen Situation seit 2013. Da die Regierung sich weiter bemühe, eifrig zu sparen und den Haushalt zu konsolidieren, dürfte sich ab 2015 nach Einschätzung der Agentur auch das Verhältnis von Staatsverschuldung zum Bruttoinlandsprodukt verringern.
Außerdem ist die Wirtschaft des Landes im zweiten Quartal 2014 erstmals seit 2008 wieder leicht gewachsen – um 0,38 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr rechnet Moody‘s mit einem Jahreswachstum von 0,4 Prozent. Optimistischer ist das Zentrum für Planung und Ökonomieforschung in Athen, nach dessen Berechnungen die Wirtschaft 2014 sogar um 0,6 wachsen soll.
Sanktionen gegen Russland belasten auch Griechenland
Allerdings sind die positiven Entwicklungen noch nicht bei der griechischen Bevölkerung angekommen. Noch immer sind 27 Prozent der Menschen arbeitslos. Auch die Ukraine-Krise dürfte die wirtschaftliche Situation Griechenlands negativ beeinflussen. Schon jetzt bleiben aufgrund der gegen Russland beschlossenen Sanktionen die Touristen weg. "Wegen des Embargos haben Banken (in Russland) geschlossen, der Rubel fällt, die Leute sind verunsichert", sagte der Präsident des Verbandes der touristischen Unternehmen Griechenlands, Andreas Andreadis, dem griechischen Nachrichtensender Skai. Der Tourismus ist der wichtigste griechische Wirtschaftsbereich.
Zudem wird befürchtet, dass Russland als Antwort auf die verschärften Sanktionen Importe von Früchten und Gemüse einschränkt. Griechenland exportierte 2013 Pfirsiche, Erdbeeren und andere Früchte sowie Pelze in Höhe von rund 400 Millionen Euro nach Russland. Außerdem stammen 65 Prozent der Gasimporte des Landes aus Russland.
chr / rb (dpa, reuters)