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"R2017": Feiern in ganz Europa

Christoph Strack9. Mai 2016

Im Oktober 2017 jährt sich der Beginn der Reformation zum 500. Mal. Dieses Jubiläum will die evangelische Kirche bewusst "europäisch und ökumenisch" feiern. Der Festreigen hat eine internationale Dimension wie nie zuvor.

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Ein Denkmal an den Reformator Martin Luther (Foto: DPA)
Bild: picture-alliance/dpa/H. Schmidt

Ein Kirchentag mit Hunderttausenden Teilnehmern, viele große Feiern, Kongresse, eine Weltausstellung. Ein "Reformations-Truck" rollt durch 19 europäische Länder und ein Pop-Oratorium über Martin Luther tourt durch Deutschland. Für das Reformationsjubiläum 2017 plant die evangelische Kirche rund um den 500. Jahrestag des Wittenberger Thesenanschlags ein kaum mehr überschaubares Programm. Die Veröffentlichung der 95 Thesen durch den Mönch Martin Luther gilt als der Beginn der Reformation - der Niedergang der Kirche sorgte ebenso wie der recht neue Buchdruck für ihre Verbreitung. "Wir werden ein Jahr lang das Jubiläum feiern: europäisch und ökumenisch", sagte Heinrich Bedford-Strohm am Montag in Berlin.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) benennt damit zwei Punkte, die während der vergangenen Jahre gelegentlich für Irritationen sorgten. Zum einen war da die Spannung zwischen der Bedeutung des Reformators Martin Luthers (1483-1546) für Deutschland und der europäischen Dimension der Reformation. Zum anderen das Tauziehen darüber, ob man beim Reformationsjubiläum - kurz "R2017" - auf eine konfessionelle Profilierung oder eher auf eine ökumenische Ausrichtung setzt. "Wir werden alles tun, was wir können, um jegliche Form von Konfessionalismus zu überwinden", sagt Bedford-Strohm. Heute gehe es um ein "ökumenisches Christusereignis", nicht um "protestantische Selbstbeweihräucherung". Bei mehreren Veranstaltungen im Festjahr werden die beiden großen Kirchen, deren Spaltung in der Reformation begründet ist, aufeinander zugehen.

Heinrich Bedford-Strohm EKD Ratsvorsitzender (Foto: DPA)
Heinrich Bedford-Strohm ist Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) auch im Jubiläumsjahr 2017Bild: picture-alliance/dpa/M. Hibbeler

Veranstaltungen in ganz Europa

Bedford-Strohm betont bewusst die Weite des Jubiläums und damit auch eine Stärke der Kirchen der Reformation. Und zugleich haben sich durch den neuen Kurs in Rom - erst vor knapp drei Wochen war Bedford-Strohm bei Papst Franziskus in Rom zu einer ersten Begegnung - Perspektiven der Ökumene grundlegend geändert.

Und auch die Erkenntnis, wie wichtig verschiedene Orte in Europa für den Prozess der Reformation waren, ist seit 2008 erkennbar gewachsen. So gehören zum Programm des Reformationsjubiläums Veranstaltungen auch in zahlreichen anderen Ländern. Am 3. November 2016 soll in Genf ein Europäischer Stationenweg starten - als Band zwischen 68 Städten in 19 Ländern, die die Reformation geprägt hat.

Unterwegs mit Luther (Fpto: Kerstin Sommer/Gottfried Rösch)
Martin Luther international - ein Schwerpunkt des JubiläumsBild: Gottfried Rösch

Der Auftakt des Programms steht am 31. Oktober 2016, dem Reformationstag, in Berlin an. Geplante Höhepunkte des Festjahres sind unter anderem eine "Weltausstellung Reformation" mit dem Titel "Tore der Freiheit" in Lutherstadt Wittenberg und der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag mit dem Leitwort "Du siehst mich" in Berlin und Wittenberg. "Reformation heißt mutiger Aufbruch und Abkehr von alten Gewohnheiten", sagt dessen Präsidentin, die Schweizer Theologin Christina Aus der Au Heymann. Gerade in Zeiten, in denen "die Welt aus den Fugen ist", stelle sich die Frage nach tragenden Fundamenten und gesellschaftlichem Zusammenhalt.

Kirche für politische Debatte

Das erinnert daran, dass der runde Jahrestag der Reformation nach jetzigem Stand in ein deutsches Superwahljahr fällt. Voraussichtlich im Februar steht die (Wieder-)Wahl des Bundespräsidenten an, dem folgen im Frühjahr mehrere Landtagswahlen, schließlich im September die Bundestagswahl. Traditionell stehen die evangelische Kirche und auch die Kirchentage für gesellschaftliche Mitsprache und engagierte politische Debatte, auch für munteren Streit und neue Perspektiven.

Man könne nicht Gottesdienst feiern, ohne die öffentliche und auch politische Dimension in den Blick zu nehmen, so Bedford-Strohm. "Aber wir wollen nicht politisieren." Und Aus der Au Heymann sagt, der Kirchentag solle ein "starkes Zeichen setzen für Willkommen, Respekt und Miteinander". Schließlich sei der Kirchentag auch ein "Versammlungsort lebendiger Zivilgesellschaft".

Ein Name steht nicht direkt im Programm, er tauchte aber bei der Vorstellung mehrfach auf. Just am 31. Oktober 2016 wird Papst Franziskus aus Rom ins schwedische Lund reisen. Dort, wo 1947 der Lutherische Weltbund (LWB) gegründet wurde, will das römisch-katholische Kirchenoberhaupt mit dem LWB-Präsidenten, Bischof Munib Younan aus Jerusalem, einen ökumenischen Gottesdienst feiern und um Vergebung bitten. "Wir freuen uns über dieses ökumenische Signal", so der EKD-Chef. Und dann sprach er selbst davon, dass derzeit "niemand weiß, welche Dynamik sich daraus entwickelt". Deshalb wolle er auch einen Deutschland-Besuch von Franziskus im Jahr 2017 (den katholische Kirchenvertreter diverse Male als nicht geplant bezeichnet hatten) "nicht ausschließen".

Papst Franziskus erhält Aachener Karlspreis (Foto: DPA)
Papst Franziskus setzt einen eigenen Akzent: Er ehrt den Lutherischen WeltbundBild: picture-alliance/dpa/O. Berg