RB Leipzig stolpert über Aufsteiger Düsseldorf
2. September 2018Es läuft die zweite Minute der Nachspielzeit, es steht 1:1 zwischen RB Leipzig und Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. Schiedsrichter Marco Fritz gibt Gastgeber Leipzig eine Ecke. Da zeigt Timo Werner an, dass er zuletzt den Ball berührt hatte. Fritz nimmt daraufhin seine Entscheidung zurück, es gibt Abstoß für Fortuna Düsseldorf. Eine Aktion, die man vom Nationalspieler so nicht unbedingt erwartet hätte. Ist der Stürmer den meisten Bundesliga-Fans doch wegen seiner offensichtlichen Schwalbe im vergangenen Jahr auf Schalke, für die er sogar einen Elfmeter bekam und diesen dann auch noch selbst verwandelte, in Erinnerung. Von höchster Unsportlichkeit zur bemerkenswerter Fairplay-Geste, Werner scheint sich persönlich weiterentwickelt zu haben.
Das kann man von seinem Team derzeit nicht behaupten. Nach der 1:4-Auftaktpleite in Dortmund folgte nun ein enttäuschendes 1:1 (0:0) gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. Für den Verein mit Champions-League-Ambitionen ist dieser eine Punkt aus zwei Spielen natürlich viel zu wenig. Zumal hier nicht das Argument, dass die Mannschaft nach der Sommerpause noch nicht eingespielt ist gelten kann. Denn als Tabellen-Sechster der vergangenen Spielzeit rutschte Leipzig noch in die Europa-League-Qualifikation und musste so bereits einen Monat vor dem Bundesliga-Start sein erstes Pflichtspiel bestreiten. Insgesamt drei Qualifikationsrunden hat Leipzig nun schon hinter sich, hat mit Ach und Krach nun auch die Gruppenphase der Europa League erreicht, man mag also meinen, das Team wäre schon voll im Saft. Aber nichts da.
Anfällig für Konter
"Was mich am meisten ärgert, ist das Gegentor, das hatte nichts mit aggressivem Pressing zu tun", ärgerte sich RB-Trainer Ralf Rangnick nach dem Spiel. Kurz nach der Pause setzt sich Fortunas Marvin Duksch auf der rechten Seite durch und legt dann in die Mitte ab. Morales lässt den Ball für Geißelmann durch, der bedient Zimmermann, der abzieht (47. Minute) und die Gäste gehen überraschend in Führung. Aber nicht nur beim Gegentor, fast die gesamte Partieüber war Leipzig sehr anfällig für Konter, die Defensive zeihte sich instabil. Düsseldorf hatte viele gute Chancen, war vor dem gegnerischen Tor aber nicht abgeklärt genug - so wie Dortmund am vergangenen Wochenende. "Wir müssen einfach besser verteidigen - was auch eine Frage der körperlichen Verfassung ist", analysierte Rangnick.
Das verwundert doch, ist gerade Rangnick doch ein zukunftsorientierte Fußballlehrer, der seine Spieler vor jedem Spieler einem Laktattest unterziehen lässt, um zu prüfen, in welchem Zustand sie sich gerade befinden. Zudem kennt Rangnick als Sportdirektor und neuer Trainer in Personalunion die Spieler und die Spielphilosophie des Vereins bestens, nein, er selbst hat sie sogar eingeführt. Die Umstellung von Ralph Hasenhüttl auf Rangnick kann also auch nicht als mögliche Erklärung für die enttäuschende Leistung herhalten. "Zwei Spiele, ein Punkt - das ist sicherlich nicht das, was wir uns in der Liga vorgestellt haben", gibt auch Geschäftsführer Oliver Mintzlaff zu. "Aber wir sind im DFB-Pokal weiter und stehen in der Gruppenphase der Europa League, da kann man sicherlich nicht von einem Fehlstart sprechen."
Wie gut, dass die RB-Familie so groß ist
Das ist richtig. Aber Viertligist Viktoria Köln, sowie Sarja Luhansk, BK Häcken und CSU Craiova sind sicherlich auch nicht die Gegner, an denen sich Leipzig messen lassen möchte und sollte. Immerhin: RB gelang gegen Düsseldorf wenigstens noch der Ausgleich durch Jean-Kevin Augustin (68.) und so zumindest der erste Punkt in dieser Bundesliga-Saison. Und auch Trainer Rangnick gewann dem Ganzen etwas Positives ab. "In der letzten halben Stunde kann ich meiner Mannschaft in Sachen Einstellung und Moral nichts vorwerfen."
Dass es so jedoch nicht weiter gehen kann, weiß auch Rangnick. Der kündigte nach dem Spiel gegen Düsseldorf gleich mal zwei Neuverpflichtungen für die Winterpause an. "Die Spieler haben unterschrieben. Den konkreten Wechsel werden wir aber noch nicht bekannt geben, so ist es mit den anderen Vereinen besprochen", so Rangnick. Einer der beiden Spieler könnte Amadou Haidara von RB Salzburg, der andere Tyler Adams von RB New York sein. Dass sich Leipzig gerne bei den jungen Profis seiner "Schwesterklubs" bedient, ist nichts Neues. Dass Leipzig aber so sehr sein Konzept verliert dagegen schon.