Bilder sollen Mut machen
12. November 2007Die Bilder sind anrührend und machen nachdenklich: "Ich habe eine Frau gezeichnet, die als Putzfrau gekleidet ist und sie hat ein ganz trauriges Gesicht. Und darauf habe ich geschrieben. Ich habe einen Job gefunden", sagt Nancy Bravo. Sie hat zusammen mit einer lateinamerikanischen Frauengruppe an der Ausstellung teilgenommen. Paola Cappello ergänzt: "Ich habe auch eine Frau gezeichnet. Auf der einen Seite steht: 'Mexiko Uni' und auf der anderen Seite steht 'Hamburg' und ein Fragezeichen."
Aus den beiden Zeichnungen von Paola Cappello und Nancy Bravo wurde dann das Piktogramm "Migrantinnenjob". Damit wollten die Argentinierin und die Mexikanerin auf ihre anfänglich schwierige Jobsituation aufmerksam machen.
"Wir mussten Fußgänger und Autos an der Ampel zählen"
Bravo hatte die Wahl zwischen putzen und Kinder betreuen, aber das wollte sie beides nicht machen. "Dann habe ich mir gedacht: Such dir etwas in deiner Sprache, aber ich habe trotzdem zuerst einen anderen Job gemacht." In dem musste sie den Verkehr zählen: "Ich saß mit zwei Personen in einem Auto und wir mussten die Fußgänger und Autos an der Ampel zählen."
Ein halbes Jahr hielt Nancy durch, dann fand sie eine Stelle als Spanischlehrerin und arbeitet auch als Journalistin für spanischsprachige Medien. Die erste Zeit sei schon frustrierend gewesen, erzählt die 30-Jährige. Erst nach zwei Jahren sei sie angekommen. Fünf Jahre lebt Bravo inzwischen in Hamburg.
"Gibt es Internet in Mexiko?"
Ein Gefühl, das auch Paola Cappello gut kennt: "Wenn ich in Buenoes Aires bin, fühle ich mich zu Hause, aber manchmal vermisse ich Hamburg, und wenn ich in Hamburg bin, vermisse ich meine Familie und meine Freunde und meine Sachen dort. Ich glaube, es wird noch eine lange Zeit dauern, bis man sich hier wohlfühlt."
Doch nicht nur auf die oft fehlende Anerkennung ihrer Ausbildungen wollen Bravo und ihre Freundin aufmerksam machen. Das Piktogramm "Migrantinnenjob" sagt noch mehr. Es spricht auch Klischees an, mit denen beide immer wieder zu tun haben. Wenn Bravo erzählt, dass sie Mexikanerin ist, fragt ihr Gegenüber zuerst nach Tacos, Sonne und Kakteen. Aber auch: Gibt es Internet in Mexiko oder richtige Straßen? "Einige Fragen haben mich wirklich geärgert", sagt die Frau.
Sie hätte sich manches Mal über eine bisschen mehr Sensibilität gefreut. Dass Nancy Bravo und Paola Cappello durch die öffentlich ausgestellten Piktogramme - sie werden auch an einigen Littfasssäulen und in der U-Bahn gezeigt - erstmals ihren Gefühlen Ausdruck verleihen können, macht sie ein wenig stolz: "Wir freuen uns sehr über diese Möglichkeit, unsere Gefühle zeigen zu können und sagen zu können: Wir sind hier, wir sind Migrantinnen und wir möchten etwas zu euch sagen."
Raus aus den vier Wänden
Neben dem Piktogramm von Nancy Bravo und Paola Capello werden 39 weitere ausgestellt. Alle entstanden in eintägigen Workshops in Migrantinnenvereinen. Zurück geht die Idee auf das Berliner Frauenkollektiv "Migrantas". "Normalerweise treffen sich die Frauen im Verein und alles bleibt in diesen vier Wänden, aber wir wollten diese Gefühle nach draußen bringen", sagt Migrantas-Mitbegründerin Florencia Young.
Damit wollen die Frauen für mehr Toleranz werben aber der Mehrheit auch Mut machen, aufeinander zuzugehen und sich kennen zu lernen, denn schließlich leben ja alle in einer Stadt. Auch das zeigt übrigens ein Piktogramm sehr eindeutig: Ein Frau mit Kopftuch steht neben dem Hamburger Wappen, dem Tor.