1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Raumfrachter explodiert

28. Juni 2015

Kurz nach dem Start explodierte der private Raumfrachter "Dragon". Er sollte die Internationale Raumstation ISS und ihre Astronauten erneut mit Proviant und Ausrüstung versorgen. Hungern muss jedoch noch niemand.

https://p.dw.com/p/1Foh4
Raumfrachter explodiert nach Start (Bild: AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP/B. Weaver

Was genau passiert ist, können bisher weder die US-Raumfahrtbehörde Nasa noch die Betreiberfirma SpaceX erklären. Die Explosion erfolgte nur wenige Minuten nach dem Start, in jenem Moment, in dem die äußeren Kräfte am stärksten auf den Flugkörper einwirken. Von einem "Überdruck in einem oberen Flüssigsauerstofftank" schreibt SpaceX-Chef Elon Mussk beim Kurznachrichtendienst Twitter. Die Nasa kündigte eine umfassende Untersuchung der Explosion an. "Wir werden eng mit SpaceX zusammenarbeiten, um zu verstehen, was passiert ist, dann werden wir das Problem beheben und wieder fliegen", sagte Nasa-Chef Charles Bolden.

Der Raumfrachter "Dragon" ist unbemannt und sollte von Cape Canaveral aus rund 2000 Kilogramm Nachschub und wissenschaftliche Geräte zu den drei derzeit auf der ISS stationierten Astronauten bringen.

Es sollte der siebte Versorgungsflug des Frachters werden, alle vorherigen hatten - abgesehen von kleineren Pannen - stets reibungslos geklappt. Ende Oktober war allerdings ein anderer unbemannter Versorgungsfrachter - der von der Firma Orbital Sciences entwickelte "Cygnus" - ebenfalls beim Start zur ISS explodiert.

Zuletzt war die ISS im April vom "Dragon" mit Nachschub versorgt worden. Die drei Astronauten an Bord der ISS seien aber in Sicherheit, betonen Nasa und SpaceX. Die Vorräte reichten mindestens bis Ende Oktober. Und am 3. Juli soll der russische "Progress"-Versorgungsfrachter Nachschub bringen. Sie solle mit zweieinhalb Tonnen Fracht planmäßig vom Weltraumbahnhof in Baikonur starten, meldeten russische Agenturen am Montag. Im August folgt der "Progress" ein japanisches HTV-Raumschiff. Die Astronauten benötigen unter anderem neue Raumanzüge sowie Geräte für einen Außeneinsatz im Weltall.

ISS verfügt noch über genügend Notrationen

Probleme mit der Ernährung der dreiköpfigen ISS-Besatzung gibt es aber nicht, betont Alexander Agurejew, von der Russischen Akademie der Wissenschaften. Jeder Zyklus sei für 16 Tage ausgelegt, erklärte der Wissenschaftler. Danach wiederhole sich die Reihenfolge der Mahlzeiten. Die "Progress" solle Fleisch - und Fischkonserven zur ISS bringen. An Bord seien außerdem frische Äpfel, Tomaten, Apfelsinen, Zwiebeln und Knoblauch sowie süßes Gebäck. Der japanische Raumtransporter solle ebenfalls mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Sauerstoff beladen werden.

Im Ernstfall könnten Astronauten und Kosmonauten sich Rationen teilen, so Agurejew weiter. Oft würden auf der ISS Mahlzeiten gemeinsam eingenommen. Die Nahrungs- und Essensvorräte würden noch für mehrere Monate ausreichen, zudem gebe es für weitere 40 Tage Notrationen. Nur um das Wasser macht sich Nasa-Manager Gerstenmeier ein wenig Sorgen. Teil der 2000 Kilogramm Nachschub und Ausrüstung an Bord des "Dragon" waren Wasserfilter, die nun verloren sind. Zuvor waren schon an Bord des "Cygnus" Wasserfilter verglüht. Trotzdem teilte die Raumfahrtbehörde Roskosmos in Moskau am Montag mit, dass die Arbeit an Bord der ISS in 400 Kilometern über der Erde wie gewohnt weitergehe.

"Traurigerweise schiefgegangen"

"Ich habe den Start vom Weltraum aus beobachtet", schrieb der US-Astronaut Scott Kelly von der ISS am Sonntag. "Traurigerweise schiefgegangen. Weltraum-Arbeit ist schwierig." Der Frachter hatte unter anderem eine Art riesigen Parkplatz geladen. Der sogenannte "International Docking Adaptor" sollte es künftigen privaten bemannten Missionen erleichtern, an die Raumstation anzudocken.

Die Explosion ist aber nicht nur wegen des Verlusts von Material und Proviant ein Rückschlag für die Nasa und die Betreiberfirma SpaceX. Durch das Unglück scheiterte auch der dritte Versuch, die Trägerrakete "Falcon 9" nach dem Start gezielt auf einer im Ozean schwimmenden Plattform landen zu lassen. Alle vorherigen Missionen endeten mit einer Bruchlandung. Normalerweise zerbersten die hunderte Millionen Dollar teuren Trägerraketen stets komplett und fallen als Schrott ins Meer. Ziel von SpaceX ist es, einen Teil der "Falcon 9" wiederzuverwenden.

Insgesamt 15 Nationen beteiligen sich an dem Transportprojekt der NASA. Im vergangenen Jahr hatte die US-Raumfahrtbehörde angekündigt, dass SpaceX ab 2017 auch bemannte Frachterflüge zur ISS unternehmen soll.

Zeitgleich mit dem Rückschlag für die Raumfahrt gab es einen neuen Rekord im Orbit: Der Kosmonaut Gennadi Padalka (57) verbrachte am Montag seinen insgesamt 804. Tag im All. Kein Raumfahrer arbeitete bisher länger in der Schwerelosigkeit als der Russe. Padalka befindet sich gerade auf der fünften Mission. Mitte September soll er nach fast einem halben Jahr zur Erde zurückkehren.

bri/hf/hap (Reuters/AFP/dpa)