Rau bricht Afrika-Reise wegen Terrordrohung ab
24. März 2004Die Entscheidung kam plötzlich und unerwartet. "Ich will meine Reisepläne auch in Zukunft nicht von Terroristen diktieren lassen", so Bundespräsident Johannes Rau in einer Erklärung. Er habe sich aber davon überzeugen lassen, dass ein Festhalten am Besuchsprogramm "viele Menschen in erhebliche Gefahr gebracht hätte". Dieses Risiko sei angesichts der ohnehin gefährlichen Arbeit der deutschen Soldaten, die er besuchen wollte, nicht zu vertreten.
Vorausgegangen waren Warnungen von deutschen Sicherheitsdiensten in Dschibuti. Demnach planten islamistische Terroristen einen Mordanschlag auf den Bundespräsidenten. Mit dem Anschlag sollte ein führender Repräsentant eines westlichen Staates getroffen werden, hieß es. Es habe ein erhebliches und konkretes persönliches Risiko für den Bundespräsidenten bestanden. Auch die Sicherheit der Delegation und der Marinesoldaten habe nicht garantiert werden können.
Zuverlässige Informationen
Das Bundespräsidialamt schätzte die Informationen der Sicherheitsdienste als zuverlässig ein und teilte am Dienstagabend (23.3.2004) mit: "Nach übereinstimmender Bewertung der zuständigen Stellen bestand ein erhebliches und konkretes persönliches Risiko für den Bundespräsidenten."
Rau wollte auf der Fregatte "Augsburg" den vor Dschibuti im Rahmen des weltweiten Anti-Terrorkampfes stationierten deutschen Soldaten für ihren Einsatz danken. Er äußerte sich zum Abbruch seiner Reise vor Journalisten in Daressalam und sagte, es habe vor zwei, drei Tagen erste Warnungen gegeben. Am Dienstag seien die Warnungen verstärkt worden. Rau, der Nigeria und Tansania Staatsbesuche abgestattet hatte, zeigte sich bedrückt über die Morddrohung.
In der Erklärung des Bundespräsidenten hieß es: "Wir erleben gerade jetzt wieder, welche unberechenbare Gefahr vom internationalen Terrorismus ausgeht. Umso wichtiger ist der Einsatz der Männer und Frauen, die am Horn von Afrika und an anderen Orten der Welt den Frieden sichern helfen."
Dschibuti überrascht von Absage
Dschibuti zeigte sich von der deutschen Entscheidung überrascht. Kommunikationsminister Rifki Abdoulkader Bamakhrama sagte der Nachrichtenagentur Reuters, "Unsere Sicherheitsdienste haben keine Anhaltspunkte für ein Risiko. ... Die Deutschen haben Angst vor einem Angriff und natürlich steht es ihnen frei, zu tun, was immer sie wollen." Der Sprecher der US-Truppen in Dschibuti, Major Mitchell Edgar, sagte zu der Anschlagswarnung: "Das ist uns neu." (mas)