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Ratingagenturen strafen Großbritannien ab

28. Juni 2016

Standard & Poor's hat der fünftgrößten Volkswirtschaft der Welt nach dem Brexit-Votum die Bestnote "AAA" nach einem halben Jahrhundert aberkannt. Auch die Ratingagentur Fitch senkte den Daumen, wie zuvor bereits Moody's.

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Symbolbild Bonitätsherabstufung AAA (Foto: Foto: Oliver Berg dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die US-Ratingagenturen haben Großbritannien abgestraft. Standard & Poor's (S&P) - neben Moody's und Fitch eine der drei großen Ratingagenturen weltweit - erkannte dem Land die Top-Kreditwürdigkeit ab.

Die Bonität des Landes sei von der besten Bewertung "AAA" um zwei Stufen nach unten auf "AA" herabgestuft worden, teilte die Agentur mit. Die Abstufung sei darauf zurückzuführen, dass das Votum der Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union "die Vorhersehbarkeit, die Stabilität und die Effektivität der politischen Prozesse in Großbritannien" schwächen werde, so S&P. Zudem seien Auswirkungen auf die britische Wirtschaft und die Staatsfinanzen zu erwarten.

S&P warnt vor Zerfall Großbritanniens

Eine mögliche Abspaltung Schottlands und Nordirlands stellten weitere Herausforderungen für das Land dar. Die S&P-Analysten nannten als Leidtragenden des Brexit explizit die Finanzbranche, die einen wesentlichen Teil zur Beschäftigung und zu den öffentlichen Einnahmen beitrage. Ein Ausscheiden aus der EU könnte zu einer Abwanderung von Geldhäusern führen, warnte S&P. Das Pfund Sterling könne als globale Reservewährung an Bedeutung verlieren.

Weitere Herabstufung droht

Zudem seien die anstehenden Verhandlungen um einen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union "mit einem hohen Maß an Unsicherheit" darüber verbunden, wie der Brexit letztlich ausgestaltet werde, so die Ratingagentur weiter. Die Verhandlungen über die künftigen Beziehungen könnten sich weit über die zwei Jahre hinaus hinziehen, die für den eigentlichen EU-Austritt veranschlagt würden.

Der Ausblick ist laut Standard & Poor's negativ. Damit droht Großbritannien eine weitere Herabstufung. Es war das erste Mal, dass S&P die Topbewertung eines Landes gleich um zwei Noten senkte.

Die Ratingagentur Fitch nahm die Bonitätseinstufung von "AA+" auf "AA" zurück und begründete dies ähnlich wie S&P. Die Entscheidung für einen EU-Austritt habe einen negativen Effekt auf die britische Wirtschaft, die öffentlichen Finanzen sowie die politische Kontinuität. Auch Fitch setzte den Ausblick mit negativ an.

Großbritannien gehörte bislang - wie Deutschland - zu den wenigen Ländern mit der Top-Note "AAA", dem sogenannten Triple-A. Ein schlechteres Rating kann letzten Endes dazu führen, dass ein Land höhere Zinsen am Kapitalmarkt zahlen muss oder allgemein schlechter an frisches Geld gelangt.

Die dritte große Ratingagentur Moody's hatte den Ausblick für die Bonitätsbewertung schon am Freitag von "stabil" auf "negativ" gesenkt. Das Rating ließ Moody's indes zunächst unverändert bei "AA1", was eine Stufe unter der Top-Note im Moody's-Schema liegt.

Die Briten hatten sich in dem kurz "Brexit" genannten Volksentscheid mit knapp 52 Prozent für einen Austritt aus der EU ausgesprochen und damit Schockwellen ausgelöst. Weltweit brachen die Börsen ein, die britische Währung stürzte heftig ab.

qu/kle (dpa, afp, rtr)