Golden Globes 2022 - im Schatten heftiger Vorwürfe
13. Dezember 2021Die Golden Globes 2022 werden stattfinden, soviel steht fest - wenn auch ohne TV-Gala und in "bescheidener" Weise. Das erklärte die kürzlich gewählte Präsidentin der Hollywood Foreign Press Association Helen Hoehne in einem Artikel der US-Zeitschrift Vanity Fair. Die deutsch-amerikanische Journalistin führte aus: "Ich kann mit Sicherheit sagen, dass es nicht die gewöhnliche Trophäen-Show sein wird." Jetzt gab sie mit Snoop Dogg an ihrer Seite die Nominierungen bekannt.
Rassismus-Vorfall brachte das Fass zum Überlaufen
2021 war ein schwieriges Jahr für die "Foreign Press Association in Hollywood" (HFPA) - der Verband der ausländischen Presse, der jedes Jahr die Verleihung der Golden Globe Awards ausrichtet. Immer wieder gab es schwerwiegende Vorwürfe - unter anderem bezüglich mangelnder Diversität - der rund 100 wahlberechtigten Journalistinnen und Journalisten.
Ein Fall um Philip Berk erregte besonders viel Aufmerksamkeit. Der 88-jährige Südafrikaner, ein langjähriges Mitglied in der Chefetage der Organisation, wurde aufgrund von Rassismus-Vorwürfen Mitte 2021 auf medialen Druck hin ausgeschlossen. Im Frühjahr hatte er eine Email an die Mitglieder der HFPA verschickt, in der er die Bewegung Black Lives Matter als "rassistische Hassbewegung" bezeichnet hatte. Hinzu kam, dass die Los Angeles Times zeitgleich berichtete, dass Berk einen Artikel der rechtsextremen Webseite "Frontpage Mag" geteilt hatte, in dem die Black-Lives-Matter-Mitbegründerin Patrisse Cullors als "selbsternannte ausgebildete Marxistin" bezeichnet wurde.
Der Verband der ausländischen Presse beschloss nach einem starken medialen Echo, dass Berk mit sofortiger Wirkung kein Mitglied der Organisation mehr sei. Der Südafrikaner war mehr als acht Amtszeiten Präsident der Association gewesen. Jetzt verlor er nicht nur den Posten, sondern auch die Mitgliedschaft in der HFPA.
Reformbedarf lange überfällig
Schon bei der Verleihung Anfang 2021 waren die Golden Globes weltweit hart kritisiert worden, weil es kein einziges schwarzes Mitglied in dem 87-köpfigen Entscheidungsgremium gab. Das hatte eine kontroverse Diskussion in der Filmbranche ausgelöst. Internationale Produktionsfirmen, US-Studios und PR-Firmen wie auch prominente Filmstars und Regisseure planten laut dem "Hollywood Reporter", Veranstaltungen der HFPA, also auch die Golden Globes, in Zukunft zu boykottieren, wenn keine grundlegenden Veränderungen vorgenommen würden.
Diversity-Berater zurückgetreten
Erst im März 2021 hatte die HFPA einen strategischen Berater für Diversität ernannt. Shaun Harper, Professor für Rassismus, Gender- und LGBTQ-Themen an der Universität von Südkalifornien, hat sein Amt allerdings nach einem Monat wieder niedergelegt. In seinem Rücktrittschreiben, das in Teilen öffentlich bekannt wurde, betonte er seinen Optimismus, den er beim Antritt seiner Position beim Verband der ausländischen Presse in Hollywood mitgebracht habe.
Nachdem er einen Einblick in die "tiefen systemischen und den Ruf betreffenden Herausforderungen" gewonnen habe, vor denen die HFPA stehe, habe er das Vertrauen in ihren baldigen Wandel verloren. Sein Engagement als Wissenschaftler für Gleichberechtigung und Diversity mache es ihm "unmöglich, weiter der HFPA als Berater zu dienen", begründete er seinen Rücktritt.
Neue Diversity-Strategie wird langsam umgesetzt
Die Hollywood Foreign Press Association HFPA steht seitdem schwer unter Druck. Nicht nur in den USA haben Medien über die Missstände berichtet. Als Teil einer neuen, zeitgemäßen Diversitätsstrategie soll Shaun Harper der HFPA vorgeschlagen haben, bis zur nächsten Golden-Globes-Zeremonie 2022 insgesamt 13 Schwarze als Mitglieder neu aufzunehmen.
Zunächst hat die HFPA das nicht umgesetzt, doch inzwischen ist sie sichtlich um Schadensbegrenzung bemüht. Mitte 2021 kündigte der Verband deshalb Reformen an: ein neuer Diversitäts-Berater sollte eingestellt, ein neuer Vorstand gewählt und die Annahme von Werbegeschenken verboten werden. Seither wurden auch neue Mitglieder aufgenommen, um die Organisation diverser zu machen - darunter auch einige schwarze Journalistinnen und Journalisten.
In einem offenen Brief richtete sich der Verband jetzt auch an Filmschaffende. "Die letzten acht Monate waren schwierig, aber wir sind stolz auf die bis jetzt erreichten Veränderungen", heißt es darin. Man habe aus Fehlern gelernt und vieles verbessert. Der Verband wolle, trotz der Kontroversen, seine 78-jährige Tradition fortsetzen, die Verdienste um Film und Fernsehen mit einer Preisvergabe am 9. Januar zu würdigen. Anders als in den Vorjahren mussten in diesem Jahr die Film- und Fernsehprojekte nicht vorher eingereicht werden, um nominiert werden zu können.
Bekanntgabe der Nominierten
Die Nominierungen für die Preisverleihung im Januar 2022 sind jetzt in Los Angeles bekannt gegeben worden. "The Power of the Dog" von Jane Campion und "Belfast" von Kenneth Branagh führen die Liste mit den meisten Nominierungen an. Zu weiteren Favoriten zählen Steven Spielbergs Musical-Remake "West Side Story", der Science-Fiction-Film "Dune", Joel Coens "Macbeth", das Gehörlosendrama "Coda" und die Romanze "Licorice Pizza" von Paul Thomas Anderson.