Wie Till Lindemann Fans verärgert
13. November 2020Es gibt viele Gründe, sich auf einer Reise den Gefahren der Natur auszusetzen. Aus Wissensdurst - wie etwa der berühmte deutsche Forscher Alexander von Humboldt, der am 9. September 2019 seinen 250. Geburtstag gefeiert hätte. Oder wie Werner Herzog, um einen Film über einen Exzentriker zu drehen, der im Urwald ein Opernhaus bauen will. Wenn Musiker sich auf Flussfahrten in abgelegene Gegenden begeben, dann, um neue Songtexte zu verfassen. Und hinterher mit Interviews ihre Fans zu verärgern.
Till Lindemann, seit 1994 Sänger der erfolgreichen deutschen Band Rammstein und bekannt für Provokationen und krawallige Auftritte, sorgt durch Äußerungen in einem Doppelinterview mit seinem Freund und Reisekollegen, dem Musiker Joey Kelly, Spross der berühmten Kelly-Family, im Magazin Playboy für Aufregung. Darin erzählen die beiden von einer gemeinsamen Paddeltour 2017 auf dem Yukon durch Alaska. Sie plaudern über ihre langjährige enge Freundschaft, ihr Männerbild oder auch darüber, wie es für Till Lindemann war, in der DDR schon mit acht Jahren zum Extremschwimmer ausgebildet zu werden.
Lindemann hält Therapien für überflüssig
Das Interview plätschert vor sich hin wie die Gewässer des Yukon, bis es sich in einem gefährlichen Strudel verfängt. Ganz nebenbei äußert sich Sänger Till Lindemann nämlich abschätzig über Psycho-Therapien. Sie seien "oft rausgeschmissenes Geld für Luxusprobleme", sagt der Sänger etwa. Und weiter: "Ich habe noch niemanden erlebt, dem es dadurch besser gegangen ist. Ich kenne Leute, die aus einer Therapie zurückgekommen sind und für mich nicht mehr einzuordnen waren, die waren nicht mehr so, wie ich sie kannte. Ich finde es schwer zu ertragen, wie sich diese Menschen verändert haben."
Das Musikmagazin "Rolling Stone" postete daraufhin einen Artikel über das Interview mit Lindemann und Kelly auf Facebook und prompt hagelt es in den Kommentaren Kritik: "Für die Starken ist es immer leicht über die "Schwächeren" zu urteilen", heißt es von einem User. Eine Userin kommentiert: "Na, da bin ich aber froh um die Camouflage von Till Lindemann, wie unauffällig er sich unbesonders gestaltet. Der hat doch 'nen Vollschaden, der Vogel. Und die Buchse voll." Oder: "Leute, die glauben sich selbst in jedem Fall therapieren zu können, ... sind hm ... Narzissten."
Till Lindemann tritt 2021 beim Wacken Open Air auf
Till Lindemann, der 2019 mit dem Album "Rammstein" in Deutschland, Österreich und der Schweiz Platz eins der Charts eroberte und in den USA immerhin auf Platz neun landete, wird deswegen nicht um seine Popularität fürchten müssen. Beim Wacken Open Air (W:O:A), das coronabedingt erst 2021 wieder stattfinden wird, kündigte der Rammstein-Sänger jedenfalls an, vor großem Publikum spielen zu wollen. Erstmals will er laut Veranstalter eine Solo-Festivalshow in dem kleinen Ort Wacken in Schleswig-Holstein geben.
Lindemann wird neben Clawfinger und Varang Nord sowie einer noch geheimgehaltenen Band am 28. Juli 2021, einem Zusatztag, auf einer der beiden Hauptbühnen auftreten. Nach Angaben der Veranstaltern ist das Wacken Open Air bereits ausverkauft. Der Zusatztag kostet allerdings extra, wie die Veranstalter mitteilten. Till Lindemann versteht es also, trotz Corona-Pandemie, von sich reden zu machen.
Das Interview wäre jedenfalls für Therapeuten ein gefundenes Fressen. Warum wäre Till Lindemann gerne mit Max und Moritz befreundet? Warum hat er nur Männer als Kumpel und möchte jede Frau nach zehn Gin Tonics am liebsten ins Bett kriegen? Warum löst er Probleme nur in Zwiesprache mit sich selbst?
Beinahe freudianisch wirkt außerdem eine weitere Information, die erst vergangene Woche die Sozialen Netzwerke amüsierte. Als die Musikerfreunde Kelly und Lindemann sich erneut in diesem Sommer auf eine gemeinsame Reise auf einen Seitenarm des Amazonas begaben, wurde bekannt, dass Joey Kelly im Wasser beinahe von einem wilden Fisch gebissen worden sein soll - in sein Geschlechtsteil.