Raif Badawi wird 33 - im Gefängnis
13. Januar 2017Seinen 33. Geburtstag hätte Raif Badawi gerne mit seiner Frau und seinen drei Kindern verbracht. Stattdessen schreiben die Kinder Briefe an ihren Vater, in der Hoffnung, dass sie ihn irgendwie erreichen. "Warum bist du im Gefängnis, Papa? Stimmt es, dass es daran liegt, dass du eine Website gegründet hast, die zur sozialen und politischen Diskussion aufruft?", schrieb ihm jüngst sein kleiner Sohn Terad. Er hat seinen Vater seit über viereinhalb Jahren nicht mehr gesehen, denn dieser sitzt in Saudi-Arabien im Gefängnis.
Bestraft für seine Meinung
Damals hatte Raif Badawi sich auf seiner Website für eine liberale und säkulare Gesellschaft in Saudi-Arabien eingesetzt - und wurde dafür zu zehn Jahren Gefängnis, einer Geldstrafe von rund 250.000 Euro und 1000 Peitschenhieben verurteilt.
Die ersten 50 Schläge gegen Badawi wurden in Dschidda vollstreckt: öffentlich, auf einem Platz vor der Al-Jafali-Moschee, nach dem Freitagsgebet. Das war vor zwei Jahren am 9. Januar. Die nachfolgenden Peitschenhiebe wurden seither verschoben, zunächst wegen medizinischer Bedenken, dann ohne Begründung.
Menschenrechtler und Politiker weltweit forderten immer wieder einen sofortigen Stopp der Strafe und die Freilassung des Bloggers. Ohne Erfolg: Stattdessen wurde er vor gut einem Jahr in ein anderes Gefängnis verlegt und trat zeitweise in den Hungerstreik. Laut der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), die im Austausch mit Badawis Ehefrau Ensaf Haidar steht, gibt es derzeit keine Informationen über aktuelle Entwicklungen. Haidar und er könnten nur sehr unregelmäßig telefonieren, aber Raif wirke am Telefon "sehr gefasst" und bemühe sich, die Hoffnung nicht aufzugeben.
Hoffnung für das nächste Jahr
Raif Badawi ist heute einer der bekanntesten politischen Häftlinge der Welt. Das liegt auch an dem unerschütterlichen Engagement seiner Frau Ensaf Haidar. Sie und ihre drei Kinder waren wenige Wochen vor seiner Verhaftung aus Saudi-Arabien geflüchtet. Erst in den Libanon, später nach Kanada. Dort leben sie seit Oktober 2013. Von hier aus kämpft Haidar für ihren Mann. Für eine Zukunft ihrer jungen Familie. Anlässlich seines Geburtstags hat sie gemeinsam mit der Autorin Evelyne Abitbol von der Raif Badawi Stiftung einen Brief veröffentlicht. "Es herrscht viel Verwirrung um sein Schicksal. (…) Wir hoffen, dass er seinen nächsten Geburtstag in Freiheit verbringen wird - mit seiner Frau und seinen Kindern. Happy Birthday."