Rafael Borré - Frankfurts neuer Torjäger?
8. Januar 2022Vor der Partie hatten sich alle noch gefragt, mit vielen Treffern Dortmunds Erling Haaland in die Rückrunde startet und ob Borussia Dortmund am 18.Bundesliga-Spieltag den Rückstand auf die Bayern verkürzen kann, nachdem der Tabellenführer gegen Gladbach verloren hat. Die Frage wurde dank des Spielverlaufs auf spektakuläre Art und Weise beantwortet, jedoch war bis zum Ausgleich der Dortmunder kurz vor Schluss ein "kleiner" Kolumbianer im Frankfurter Trikot der Mann des Abends, auch wenn er diesen Status kurz vor Abpfiff noch an den Siegtorschützen Mo Dahoud abgeben musste.
Der Spieler, um den es geht, heißt Rafael Santos Borré und ist mit 1,74 Metern Körpergröße und 70 Kilogramm ein ganz anderes Kaliber als Haaland, der wuchtige Sturmtank aus Norwegen. Er ist ein anderer Stürmertyp, einer der über Wendigkeit, Technik und vor allem Laufstärke kommt. "Es kommt selten vor, dass ich erschöpft bin. Da hab' ich ein bisschen Glück mit meinen Genen", sagte Borré im Dezember gegenüber der "Bild". "Es liegt wohl auch daran, dass ich als Kind auf Sandplätzen bei großer Hitze gespielt habe. Ich habe mir also von klein auf viel Power angeeignet."
Frankfurts "ewige" Stürmersuche
Borré, der im vergangenen Sommer von River Plate aus Buenos Aires nach Frankfurt, sollte und soll - in fast schon schöner Tradition - die Lücke im Frankfurter Angriff ausfüllen, die in den vergangenen Jahren immer wieder durch die Abgänge der besten Torjäger entstand. In der Saison 2018/2019 waren das Sebastien Haller und Luka Jovic. Der Franzose erzielte in 29 Bundesligaspielen 15 Tore, der Serbe schoss in 32 Partien sogar 17 Treffer.
Beide verließen die Eintracht ebenso wie der drittbeste Angreifer Ante Rebic, und es musste Ersatz gefunden werden. Man fand ihn in André Silva, der in seiner ersten Saison in Frankfurt zwölf, in seiner zweiten Spielzeit sogar 28 Treffer erzielte. Allerdings verließ der Portugiese die Eintracht im vergangenen Sommer Richtung RB Leipzig, und es kam: Rafael Borré.
Borré: "Mir gefällt die Bundesliga"
Für den 26-Jährigen ist Frankfurt nicht die erste Station in Europa. Nachdem Borré als junger Spieler in der Heimat bei Deportivo Cali gute Leistungen gezeigt hatte, sicherte sich 2016 Atletico Madrid seine Dienste. Allerdings wurde er von den Colchoneros nicht eingesetzt und an den FC Villareal ausgeliehen, wo er sich als Torjäger aber ebenfalls nicht durchsetzen konnte. Der Knoten platzte erst nach dem Wechsel zurück nach Südamerika. Für River Plate schoss Borré in 149 Spielen 56 Treffer und bereitete 18 Tore vor.
Diese Zahlen soll er nun auch in Frankfurt erreichen. Anders als bei seinen ersten Europa-Engagements in Spanien, als sich Borré schwertat und nicht glücklich wurde, stimmen diesmal die Voraussetzungen. "Mir gefällt die Bundesliga. Hier wird guter, schneller, aggressiver Fußball gespielt", sagte Borré kürzlich in einem Interview der kolumbianischen TV-Sendung "Gol Caracol". "Ich bin sehr glücklich mit meiner Entscheidung."
Glückliche Entscheidungen, guter Anfang
Glücklich waren auch die Entscheidungen, die Borré im Spiel gegen Borussia Dortmund traf. In den entscheidenden Momenten war er gedanklich schneller, die BVB-Defensive hatte nichts entgegenzusetzen. Zunächst stand er bei einer Freistoßflanke aus dem Halbfeld im Fünfmeterraum goldrichtig. Dann drehte er sich nach überraschendem Ballgewinn im gegnerischen Strafraum blitzschnell und schob den Ball locker ins lange Eck.
Die beiden Tore gegen Dortmund waren im 18. Saisonspiel die Treffer fünf und sechs. In den vergangenen fünf Spielen war Borré an sieben Eintracht-Toren als Schütze oder Vorlagengeber beteiligt. Sechs Tore in 18 Partien? Noch keine Überquote eines Top-Torjägers, aber auch die Hallers, Jovics und Silvas haben so bei der Eintracht angefangen.