Bundestrainer Löw hört nach der EM auf
9. März 2021Joachim Löw bleibt nur noch bis zur Europameisterschaft im kommenden Sommer Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Der 61-Jährige werde seine Tätigkeit nach dem Turnier beenden, ließ der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wissen. Löw habe darum gebeten, dann seinen ursprünglich bis zur WM 2022 laufenden Vertrag aufzulösen, der DFB habe zugestimmt.
Seit dem Debakel bei der WM 2018 in Russland, als die DFB-Auswahl als Titelverteidiger bereits in der Vorrunde gescheitert war, stand Löw in der Kritik. Zuletzt wurde nach dem 0:6 in Spanien im Herbst 2020 erneut heftig über eine vorzeitige Ablösung des Bundestrainers debattiert. Erst nach klärenden Gesprächen mit der DFB-Spitze durfte Löw weitermachen.
Triumphe und schmerzliche Niederlagen
"Ich gehe diesen Schritt ganz bewusst, voller Stolz und mit riesiger Dankbarkeit, gleichzeitig aber weiterhin mit einer ungebrochen großen Motivation, was das bevorstehende EM-Turnier angeht", sagte Joachim Löw laut der DFB- Pressemitteilung. "Stolz, weil es für mich etwas ganz Besonderes und eine Ehre ist, mich für mein Land zu engagieren. Und weil ich insgesamt fast 17 Jahre mit den besten Fußballern des Landes arbeiten und sie in ihrer Entwicklung begleiten durfte. Mit ihnen verbinden mich große Triumphe und schmerzliche Niederlagen, vor allem aber viele wunderbare und magische Momente - nicht nur der Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien."
Löw war 2004 zur Nationalmannschaft gestoßen, als Assistent von Teamchef Jürgen Klinsmann. Nach dessen Abschied - nach dem "Sommermärchen" mit Platz drei bei der Heim-WM 2006 - rückte Löw zum Cheftrainer auf. Bei den folgenden drei großen Turnieren schaffte es das DFB-Team unter seiner Leitung jeweils mindestens ins Halbfinale: Platz zwei bei der EM 2008, Rang drei bei der WM 2010, Halbfinale bei der EM 2012. Der Triumph 2014 bei der Weltmeisterschaft in Brasilien war die Krönung von Löws Trainerkarriere. Danach begann sein Stern zu sinken.
Keller: "Hoch anständig"
DFB-Präsident Fritz Keller äußerte "großen Respekt" vor der Entscheidung Löws, nach der EM zurückzutreten. "Der DFB weiß, was er an Jogi hat, er ist einer der größten Trainer im Weltfußball. Jogi Löw hat den deutschen Fußball wie kaum ein anderer über Jahre hinweg geprägt und international zu höchstem Ansehen verholfen." Es sei "hoch anständig", so Keller, dass Löw den DFB frühzeitig über seinen Entschluss informiert habe. "Er lässt uns als DFB somit die nötige Zeit, mit Ruhe und Augenmaß seinen Nachfolger zu benennen."
Favoriten sind der beim FC Liverpool gerade strauchelnde Welttrainer von 2019 und 2020, Jürgen Klopp, und der sicher verfügbare Ralf Rangnick. Die junge Generation um Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel müsste aus guten Verträgen bei RB Leipzig und beim FC Chelsea losgeeist werden.
sn/ck (DFB, dpa)