Rückkehr ins zerstörte Aleppo
25. Juni 2017Die Menschen lebten wieder in dem ehemals von Rebellen kontrollierten und heute teilweise völlig zerstörten Osten der Stadt, sagte der Regionalleiter des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Jorge de la Mota Martinez, der Deutschen Presse-Agentur. Nach dem Abzug der Rebellen seien nur noch rund 55.000 Menschen in den östlichen Stadtvierteln geblieben.
Die größte Herausforderung sei nun, die Infrastruktur der Stadt wieder aufzubauen. Das Stromnetz und die Wasserleitungen funktionieren in großen Teilen der Stadt nicht. Vielerorts müssen die Menschen mit Kanistern Wasser an Sammelstellen abholen. Die Grundversorgung der Menschen sei jedoch gesichert, sagte der UN-Vertreter.
Kämpfe im Umland gehen weiter
Nach Angaben eines syrischen Regierungsvertreters sollen etwa 60 Prozent der Gebäude in Ost-Aleppo zerstört sein. Die ehemalige Millionenstadt war lange Zeit die am heftigsten umkämpfte Stadt im syrischen Bürgerkrieg. Im Dezember übernahmen Regierungstruppen wieder die Kontrolle in der Stadt. Im Umland kommt es jedoch weiterhin zu Kämpfen.
Auch 15 christliche Familien sind zurückgekommen, teilte die syrische Schwester Annie Demerjian von der Ordensgemeinschaft der Schwestern Jesu und Mariens im Interview mit dem kirchlichen Medienportal "katholisch.de" mit. "Doch hier stehen sie dann vor den Scherben ihres bisherigen Lebens und wissen nicht, wie es weitergehen soll", so die armenisch-katholische Ordensfrau. Jedoch seien für viele die Wurzeln enorm wichtig. "Wir geben die Hoffnung nicht auf, dass die dunklen Wolken des Krieges eines Tages ganz weg sind und wir wieder ein normales Leben führen werden", sagte sie.
Ordensschwester: Wir hoffen auf einen bleibenden Frieden
Demerjian, die während der Kämpfe in Aleppo ausharrte, berichtete, wie schwer es gewesen sei, in der Stadt zu bleiben. Aber sie habe nicht anders gekonnt, auch wenn die Provinzoberin den Schwestern freigestellt habe zu gehen. "Wenn ich ehrlich bin, hatte ich jeden Tag große Angst; aber ich dachte nie daran, aus Aleppo wegzugehen", erklärte sie. "Wir wollten mit den Menschen durch diese schwere Zeit gehen, weil das auch unser Land ist", so die in Damaskus geborene Ordensfrau.
Es habe viele "Schreckensmomente" gegeben, in denen die Schwestern um ihr Leben gebangt hätten. "Dass das alles gut ausgegangen ist, ist wie ein unglaubliches Wunder für uns", so Annie Demerjian. Nun wünsche sie sich, dass "irgendwann die Fröhlichkeit in Aleppo wieder größer sein wird als die Traurigkeit".
myk/stu (kna, dpa)