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Quo vadis Royal Shakespeare Company?

8. Mai 2002

Nach dem Rücktritt von Adrian Noble sucht die Royal Shakespeare Company einen neuen Direktor. Auf Mitleid kann Noble nur bei wenigen hoffen. Für die Querelen in den vergangenen Monaten war er selbst verantwortlich.

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Adrian Noble hat aufgegebenBild: RSC

"In den letzten zwölf Monaten hat sich die Royal Shakespeare Company (RSC) vom Publikumsliebling in der Kultur zum Ausgestoßenen entwickelt - wie einer der unglücklichen Könige in Shakespeares Historiendramen", erklärte Adrian Noble Ende April 2002. In einem Interview mit der Zeitung "Independent" verteidigte der bisherige Direktor der RSC seine Reformpläne und Visionen. Vergebens. Kurze Zeit später trat er zurück.

Wie es soweit kommen konnte...

Seit Monaten war die Stimmung beim Londoner Ensemble und dem Bühnenpersonal bereits auf dem Tiefpunkt. Entlassungen, Knebelverträge und der Umzug aus dem Barbican-Centre ins lukrativere Londoner West End haben dazu beigetragen. Hinzu kam, dass der bekannte Regisseur Edward Hall - Sohn des Company-Gründers Peter Hall - zwei Tage vor Probenbeginn aus einer Stratforder Produktion ausstieg. Der Grund: Er konnte sich mit Noble nicht auf einen Hauptdarsteller für Edward III. einigen.

Zu den Zukunftsplänen Nobles gehörte auch der geplante Abriss des Royal Shakespeare Theatre. Das Gebäude aus den 30er Jahren sollte einem Neubau mit 1050 Plätzen im Wert von etwa 160 Millionen Euro weichen. Kritiker warfen ihm vor, er wolle einen ganzen Freizeitpark errichten. Selbst Prinz Charles zeigte seinen Unmut über die Abrisspläne in Stratford.

Im Streitfeuer der Kritik

Seit 1991 war Noble Direktor der RSC. Er hatte sich zunehmend für technisch aufwendig gestaltete Inszenierungen und gegen das reine, traditionelle Schauspiel eingesetzt. Noble wollte mit der Zeit gehen und ein Publikum ansprechen, dass mit den Neuen Medien groß geworden ist. Seine modernen Ideen kamen aber nicht gut an.

Im letzten Jahr seiner Amtszeit nahm die Kritik an seinen Taten und Plänen rapide zu. Ausschlaggebend für seinen Rücktritt war wohl die zusätzliche Aufruhr über einen Nebenjob, den Noble besser nicht angenommen hätte: Ausgerechnet während der seit Monaten anhaltenden Krise der RSC inszenierte er das Musical "Chitty Chitty Bang Bang" des James Bond Autors Ian Flemming im Londoner West End - und zwar erfolgreicher als jegliches Stück der RSC.

Der "Guardian" kommentierte, der überaus integre und verdiente Noble sei an der politischen Naivität, Schlachten an zu vielen Fronten zugleich schlagen zu wollen, gescheitert.

Spekuklationen über die Nachfolge

Obwohl Edward Hall die RSC im Streit verließ, stehen seine Chancen für die Nachfolge der begehrten Direktorenstelle nicht schlecht. Im Gespräch ist auch Kenneth Branagh, der nach zehn Jahren Dreharbeiten wieder ans Theater zurückkehrte. Der Oskar-Preisträger Sam Mendes lehnte zwar bereits die Übernahme des National Theatre und des Donmar Warhouse Theatre ab, wurde aber trotzdem angefragt. Zur Diskussion stehen weiterhin die Regisseure und Mitglieder der RSC Michael Boyd und Gregory Doran. (jm)