Elizabeth II. und Philip feiern Gnadenhochzeit
20. November 2017Gefunkt hat es zwischen beiden 1939, als Elizabeth gerade mal 13 Jahre alt war und mit ihrem Vater König George IV. und ihrer Schwester Margaret das Royal Naval College in Dartmouth besuchte. Dort traf die Thronfolgerin auf den 18-jährigen Kadetten Philip, ihren Cousin dritten Grades. Die Zeitung "Sunday Pictorial", Vorgängerin des heutigen "Sunday Mirror", bescheinigte dem jungen Mann später, er habe wie ein "blonder griechischer Apollo" ausgesehen. "Lilibet konnte ihre Augen nicht von ihm lassen", so Elizabeths Kindermädchen Marion Crawford damals – und auch um Philip war es offenbar geschehen. Er gab sich forsch und selbstbewusst und beeindruckte die schüchterne Elizabeth zutiefst.
Hochzeit gegen alle Widerstände
Während des Zweiten Weltkriegs hielten sie engen Kontakt, 1946 hielt Philip dann um Elizabeths Hand an, und sie sagte sofort ja. Ihre Eltern allerdings hielten nicht viel von der Verbindung, denn Philip galt als unpassende Partie für die zukünftige Königin Englands. Er war Prinz von Dänemark und Griechenland und hatte deutsche Verwandschaft. Väterlicherseits stammte er aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg und hatte als Kind vor dem Zweiten Weltkrieg einige Zeit in Deutschland verbracht. Seine vier Schwestern waren mit deutschen Adeligen verheiratet, die als glühende Anhänger Hitlers galten.
Philip war also einer, dessen Verwandschaft Bomben auf England abgeworfen hatten und somit kein passender Kandidat für Elizabeth. Außerdem besaß er kein eigenes Vermögen. Vor allem Elizabeths Mutter, Queen Mum, sorgte sich sehr um die Männer-Wahl ihrer Lilibet und hatte wenig für den "Hunnen", wie sie den großgewachsenen Philip nannte, übrig. Doch die blieb eisern und beharrte darauf, ihren feschen Leutnant, der sich im Krieg als Marineoffizier bewährt hatte, zu heiraten.
Zuvor hatte er die englische Staatsbürgerschaft erhalten und seinen Nachnamen in Mountbatten geändert. Außerdem verzichtete er für seine Zukünftige auf seinen griechischen und dänischen Titel und konvertierte vom griechisch-orthodoxen Glauben zum Anglikanismus. Am Vorabend der Hochzeit verlieh ihm der König, sein Schwiegervater in spe, den Titel des "Baron Greenwich of Greenwich in the County of London, Earl of Merioneth and Duke of Edinburgh".
Traumhochzeit in Westminster Abbey
Am 20. November 1947 war es dann soweit: In der Londoner Westminster Abbey läuteten die Hochzeitsglocken. Und obwohl überall noch die Kriegsfolgen zu spüren waren, feierten Elizabeth und ihr Philip eine Traumhochzeit: Das elfenbeinfarbene Brautkleid war mit 10.000 Perlen bestickt. Kaum einer wusste, dass die Queen wegen der angeordneten Sparmaßnahmen Coupons gesammelt hatte, um den Stoff für ihr Hochzeitskleid zusammenzubekommen. Auch die vierstöckige zweieinhalb Meter hohe Torte konnte sich sehen lassen. Teile davon wurden übrigens eingefroren, 2013 erstand ein Sammler ein Stück für umgerechnet 710 Euro.
Nach Elizabeths Krönung am 2. Juni 1953 begleitete Philip seine Königin auf ihren Reisen rund um den Globus und repräsentierte das Königshaus bei unzähligen Terminen und Veranstaltungen. Legendär sind seine Sprüche, denn der Prinz trat mehr als einmal in diplomatische Fettnäpfchen. So warnte er zum Beispiel britische Studenten bei einem Besuch in Peking: "Wenn Sie zu lange hier bleiben, kriegen Sie Schlitzaugen." Ein anderes Mal bekam er bei einem Keniabesuch ein Geschenk von einer Einheimischen überreicht. "Sie sind eine Frau - oder?", fragte er. Die zurückhaltende Queen nahm es zumindest äußerlich gelassen.
Beziehung ohne Skandale
Nicht immer fiel Philip das Leben im Schatten seiner Frau leicht. Er haderte damit, dass er die begehrte Laufbahn in der Marine den Staatspflichten zuliebe hatte opfern müssen. "Ich bin nur eine verdammte Amöbe", soll er mal geschimpft haben.
Und doch hielten die beiden immer zusammen. Privat soll Philip die Königin zärtlich "sausage", mein Würstchen, nennen. Vier Kinder haben sie bekommen, sind mittlerweile stolze Groß- und Urgroßeltern. Skandale aus dem Eheleben wurden nie bekannt oder versickerten im Netz der Hofstaatdiskretion. Alle Versuche der britischen Boulevardpresse, ihm Affären anzudichten, konterte Philip gegenüber seinem Biografen Gyles Branreth mit den Worten: "Wie hätte ich das anstellen sollen? Seit 1947 folgt mir Tag und Nacht ein Sicherheitsbeamter." Höhen und Tiefen hat das Paar erlebt, das ist in jeder Ehe so. Angemerkt hat man den beiden das kaum. Zur Goldenen Hochzeit pries die Queen ihren Mann nicht zum ersten Mal als ihre größte Stütze. "Philip ist ganz einfach meine Stärke und mein Fels in all den Jahren. Ich selber, meine Familie und viele Länder schulden ihm eine größere Dankesschuld, als er je für sich reklamieren würde oder wir je begreifen können.“
Feier im Familienkreis
In seiner Eigenschaft als Prinzgemahl musste Philip immer einen Schritt hinter der Queen gehen, so sieht es das Hofprotokoll vor. Zuhause aber ist er das Familienoberhaupt; das sagt zumindest seine Cousine, Lady Pamela Hicks: "Es gibt niemanden sonst, der sie (Elizabeth) zurechtweisen darf – und meine Güte, das tut er, und sie ist dankbar dafür", wird sie in einer Biografie über die Queen zitiert.Während die Silberne, die Goldene und die Diamanten-Hochzeit des Königspaares groß gefeiert wurden, schaltet das royale Paar bei der Gnadenhochzeit nun einen Gang zurück. Prinz Philip hat sich erst im August von allen offiziellen Auftritten zurückgezogen, schließlich ist er mit 96 Jahren nicht mehr der Jüngste. Und auch die Queen möchte es mit 91 lieber ruhig angehen: Den 70. Hochzeitstag wollen die beiden im engsten Familienkreis feiern.