Putsch und Widerstand im Sudan
Das Militär im Sudan hat Ministerpräsident Abdullah Hamduk verhaftet und die Auflösung der Übergangsregierung verkündet. Auf den Straßen des Landes wird gegen den Putsch demonstriert, es kommt zu Ausschreitungen.
Die Bevölkerung geht auf die Straße
Tausende pro-demokratische Sudanesinnen und Sudanesen protestieren am Tag des Putsches, dem 25. Oktober 2021, in der Hauptstadt Khartum gegen das Vorgehen des Militärs. Bereits im September hatte es im Sudan einen Putschversuch gegeben. Seitdem waren die politischen Spannungen im Land enorm gestiegen.
Tote und Verwundete
Bei den Protesten kam es auch zu Ausschreitungen: In Khartum brannten am Montag Autoreifen, Straßen wurden blockiert. Sieben Menschen sollen nach Angaben des Gesundheitsministeriums bei Zusammenstößen zwischen Demonstrierenden und Sicherheitskräften getötet worden sein. Am Dienstag setzten sich die Proteste fort, Panzer blockierten Brücken und Hauptverkehrsstraßen in der Hauptstadt.
Das Militär beschwichtigt
Frieden und Sicherheit im Sudan seien bedroht gewesen, begründete der Generalkommandant der sudanesischen Streitkräfte den Putsch. Man werde den demokratischen Kurs fortsetzen, bis die Macht an eine gewählte, zivile Regierung übergehe. Wahlen sollten wie geplant im Juli 2023 stattfinden. Internationale Beobachter befürchten jedoch, dass es sich bei der Erklärung um ein Lippenbekenntnis handelt.
Premierminister festgesetzt
Die Putschisten nahmen am Montag den amtierenden Premier Abdullah Hamduk sowie mehrere Kabinettsmitglieder fest. Sudans oberster General Abdel Fattah al-Burhan erklärte am Dienstag, Hamduk werde in seinem eigenen Haus festgehalten, er sei unverletzt. Auch mehrere zivile politische Führungspersonen wurden inhaftiert. Internet, Mobilfunk- und Festnetz blieben am Dienstag weitestgehend abgeschaltet.
Streiks und Widerstand im ganzen Land
Überall im Sudan gehen die Menschen auf die Straße, so wie hier in Omdurman. Auch sonst regt sich Widerstand gegen das Militär: Medienberichten zufolge sollen Mitarbeitende der Zentralbank in den Streik getreten sein. Sudans Ärztegewerkschaft forderte auf Facebook Ärztinnen und Ärzte in Militärkrankenhäusern dazu auf, nicht mehr arbeiten zu gehen, wenn es sich nicht um dringende Notfälle handele.
Gespaltene Bevölkerung
Nicht alle Sudanesen stehen hinter dem demokratischen Übergangsprozess. Teile der bewaffneten Rebellengruppen sähen lieber eine Militär- als eine Zivilregierung an der Macht, sagt Theodore Murphy, Direktor der Afrika-Programme des European Council on Foreign Relations, der DW. "Sie sehen, dass eine demokratische Zukunft nicht zu ihren Gunsten ausfallen dürfte."
Vergebliche Hoffnung auf Demokratie?
Im Mai erhielt der Sudan einen milliardenschweren Schuldenerlass, der den Übergang zur Demokratie erleichtern sollte. Nach dem Putsch ist das Land davon weiter entfernt denn je. Westliche Länder drohten bereits, die Zahlung von Hilfsgeldern einzustellen, sollten die inhaftierten Regierungsmitglieder nicht freigelassen und zivile Kräfte an der Regierung beteiligt werden.