Putin und Merkel: Reden, um nicht zu schweigen
Nur wenige globale Spitzenpolitiker kennen sich so lange wie Angela Merkel und Wladimir Putin. Das einst vielversprechende Verhältnis der beiden hat sich über die Jahre deutlich abgekühlt. Ein Rückblick in Zitaten.
Guter Start beim Antrittsbesuch
Es ist nicht ihr erstes Treffen, aber das erste als Präsident und Kanzlerin. Anschließend sagt Merkel 2005: "Wir haben einen sehr offenen Dialog gepflegt." Auch Putin beschwört die Kontinuität der guten Beziehungen nach dem Regierungswechsel in Berlin: "Wir wollen die Zusammenarbeit in Außenpolitik, Wirtschaft und humanitären Fragen ausbauen."
Putins Lieblingszuhörerin
Am Rande des Petersburger Dialogs in Dresden Ende 2006 sagt Putin in einem Doppelinterview des Mitteldeutschen Rundfunks mit den beiden Spitzenpolitikern über Merkel: "Wir kennen uns persönlich nicht besonders gut, aber mir imponiert außerordentlich ihre Fähigkeit zuzuhören." Das sei gerade unter Politikerinnen eine Seltenheit, deshalb mache sie das besonders sympathisch.
Harmlose Einschüchterung?
Drei Monate später stellt Putin ihr seinen Labrador Koni vor. Dabei ist Merkels Unbehagen gegenüber Hunden bekannt. "Obwohl, wie ich glaube, der russische Präsident genau wusste, dass ich nicht gerade begierig darauf war, seinen Hund zu begrüßen, brachte er ihn mit", sagt Merkel acht Jahre später in der Süddeutschen Zeitung. Vielen gilt die Szene als Sinnbild für Putins Provokationen.
Petersburger Seitenhieb
Was Merkel von Putins Umgang mit Kritikern aus Medien und Zivilgesellschaft hält, drückt sie beim Petersburger Dialog 2012 indirekt aber unmissverständlich aus: "Wenn ich jedes Mal sofort eingeschnappt wäre, wenn ich zu Hause die Zeitung aufschlage, dann wäre ich keine drei Tage Bundeskanzlerin", antwortete die Kanzlerin auf die entsprechende Frage aus dem Publikum.
Geschäftsmäßiges Vertrauen
"Wir haben ein geschäftsmäßiges Verhältnis. Ich habe sie sieben Mal im vergangenen Jahr getroffen, mindestens 20-mal haben wir telefoniert", sagt Putin 2015 über Merkel im Interview mit der "Bild": "Ich vertraue ihr, sie ist ein sehr offener Mensch. Auch sie unterliegt bestimmten Zwängen und Beschränkungen. Aber sie bemüht sich ehrlich darum, die Krisen beizulegen, auch im Südosten der Ukraine."
Putin attestiert Merkel Frust
"Ich will niemanden beleidigen, aber was Frau Merkel gesagt hat, ist Ausdruck des Unmuts über eine beschränkte Souveränität, der sich seit langem angestaut hat", sagt Putin nach Merkels "Bierzeltrede" im Juni 2017. Darin hatte die Kanzlerin nach Donald Trumps Konfrontationskurs auf dem G7-Gipfel in Taormina gesagt, die Europäer müssten ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen.
Kommunikation als Pflicht
Die Blumen gibt es wohl eher aus Respekt, denn aus Galanterie. Und das Treffen im Mai 2018 in Sotschi ist wohl eher Pflicht, denn Kür. Darauf weist auch Merkels Satz aus der gemeinsamen Pressekonferenz hin: "Auch wenn es in einigen Fragen gravierende Meinungsverschiedenheiten gibt, müssen wir miteinander sprechen, weil man sonst in ein Schweigen und ein immer geringeres Verständnis einmündet."