Putin und Erdogan feiern ihre Pipeline
19. November 2018"Heute erleben wir einen weiteren Schritt in der türkisch-russischen Energiekooperation", sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan bei der Einweihungszeremonie mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin. Es sei ein "historisches Projekt", das die Intensität der Wirtschaftsbeziehungen ihrer Länder zeige. "So Gott will, wird dieses Projekt nach den Tests 2019 fertig sein."
Putin nannte die Pipeline einen "wichtigen Faktor der europäischen Energiesicherheit". Die Türkei entwickele sich durch den Abzweig von Turkish Stream nach Südwest-Europa zu einer "bedeutenden europäischen Drehscheibe" im Gasgeschäft. Das Projekt sei "nicht gegen ein anderes Land gerichtet", versicherte der Präsident. Er lobte den "politischen Willen und Mut" Erdogans und betonte, er sei sicher, dass die Pipeline sowie das von Russland errichtete Atomkraftwerk Akkuyu "zu einem klaren Symbol für die wachsende vielseitige Partnerschaft" Russlands und der Türkei werde.
Die beiden Politiker würdigten die Fertigstellung der beiden Röhren unter dem Schwarzen Meer, doch muss der Landteil in der Türkei noch gebaut werden. Die Pipeline verläuft über 930 Kilometer in rund 2000 Metern Tiefe zwischen dem russischen Anapa und dem türkischen Küstenort Kiyiköy. Baubeginn war im Mai 2017. Durch die Pipeline sollen jährlich 31,1 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland in die Türkei geliefert werden.
Inbetriebnahme wohl Ende 2019
Verlegt wurde die Pipeline von dem riesigen Spezialschiff "Pioneering Spirit". Bis Ende 2019 soll auch der Teil auf dem Festland fertiggestellt sein, sodass die Gaslieferungen beginnen können. Die Hälfte des Gases soll türkischen Großstädten wie Istanbul, Bursa und Izmir zugute kommen, während die andere Hälfte weiter nach Europa gehen soll. Die Pipeline umgeht die Ukraine, mit der Moskau seit Jahren im Konflikt liegt. Russland liefert bereits seit 2003 über die Pipeline Blue Stream Gas in die Türkei. Auch diese Verbindung führt durchs Schwarze Meer und erreicht am Schwarzmeerort Samsun die türkische Küste.
Die Türkei und Russland hatten sich Ende 2015 wegen des Syrien-Konflikts zerstritten, in dem sie auf unterschiedlichen Seiten stehen. Seit einer Versöhnung 2016 verstärkten sie aber ihre politische und wirtschaftliche Kooperation deutlich. Nicht nur arbeiten Putin und Erdogan im Syrien-Konflikt eng zusammen, sondern die Türkei kauft auch vermehrt russische Rüstungsgüter und hat Russland mit dem Bau des ersten türkischen Atomkraftwerks beauftragt.
kle/stu (afp, dpa)