Putin bestraft sein Volk (08.08.2014)
8. August 2014Der gigantische russische Markt ist für westliche Lebensmittelhersteller erst einmal dicht. Die Regierung in Moskau untersagte am Donnerstag den Import von Fleisch und Milchprodukten aus den EU-Staaten und den USA. Auch Obst und Gemüse sind von dem einjährigen Einfuhrverbot betroffen Die Sanktionen sind Russlands bisher schärfste Reaktion auf westliche Strafmaßnahmen im Ukraine-Konflikt. Sie gelten auch für Australien, Kanada und Norwegen.
"Zum einen exportieren wir natürlich grundsätzlich gerne nach Russland, allerdings muss ich sagen, dass wir schon in diesem Jahr beispielsweise bei Fleischprodukten einen weiteren Rückgang von 80 Prozent haben. Ebenso im Milchbereich. Deswegen sind die Zahlen so, dass sie nicht ausreichen werden, Marktturbulenzen bei uns zu erzeugen", so Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt heute morgen im Zweiten Deutschen Fernsehen. Während der Minister also für Deutschland Entwarnung gibt, treffen die Sanktionen andere Staaten sehr viel härter. Moskaus Bären im Zoo bekommen keine polnischen Äpfel mehr, Griechenland, die Niederlande, Italien und das Baltikum sind empfindlich betroffen, weil sie viel nach Russland exportieren.
Reportagen aus Griechenland und den Niederlanden
Aus Italien ist zu hören, dass der dortige Außenhandelsverband Exporteinbußen von bis zu einer Viertelmilliarde Euro befürchtet – da werden schnell Rufe nach Entschädigung und neuen Subventionen laut. Aber es gibt auch andere Stimmen: "Der russische Markt ist nicht der Nabel der Welt", meint zum Beispiel der polnische Landwirtschaftsminister Marek Sawicki. Polen hat letztes Jahr Lebensmittel für 1,3 Milliarden Euro nach Russland geliefert und ist vermutlich von den Sanktionen am härtesten betroffen – außer den Russen selbst, natürlich…
Eine Reportage aus Moskau
Tatsächlich scheint Kremlchef Putin nicht ganz begriffen zu haben, wie das mit Sanktionen funktioniert, sonst würde er nicht seine eigene Bevölkerung bestrafen. Andere wissen besser, wie das geht. Zum Beispiel die Europäische Zentralbank, die Deutsche Bundesbank und die Deutsche Börse. Deutsche Börse AG reagiert auf die Sanktionen gegen Russland mit einem Rundschreiben, in dem sie den Händlern auf dem Frankfurter Parkett den Handel mit Aktien, Zertifikaten und Anleihen aus Russland untersagt, sofern sie nach Beginn der Sanktionen auf den Markt gebracht wurden. Die Händler in Frankfurt müssen dabei nicht nur die EU-Sanktionen, sondern auch die schärferen Verbote aus den USA beachten. Welche Folgen hat das für den Handel in Frankfurt, was müssen Anleger nun beachten, welche Folgen hat das für die russischen Unternehmen?
Redakteur im Studio: Rolf Wenkel
Technik: Jürgen Kuhn