Purdue beantragt Insolvenz wegen Opioid-Klagen
16. September 2019Der im Zentrum der Opioid-Krise in den USA stehende Pharmakonzern Purdue Pharma hat Gläubigerschutz beantragt. Der Vorstand des Unternehmens hat den bereits länger erwarteten Schritt in die Wege geleitet. Beim Insolvenzgericht in White Plains im US-Bundesstaat New York reichte Purdue einen Antrag auf Gläubigerschutz nach Kapitel 11 ein. Damit würde dem Unternehmen Schutz vor den Gläubigern gewährt werden, um sich neu aufzustellen. Mit 24 Bundesstaaten, fünf US-Territorien und den leitenden Anwälten von mehr als 2000 Städten, Bezirken und anderen Klägern erzielte Purdue zudem eine vorläufige Vereinbarung zur Beilegung der Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit der Opioid-Krise, wie der Konzern mitteilte.
In den USA sind nach Behördenangaben zwischen 1999 und 2017 fast 400.000 Menschen, die das Schmerzmittel Oxycontin konsumiert hatten, süchtig geworden und an den Folgen gestorben. Purdue sieht sich mit mehr als 2000 Klagen von Städten, Bezirken und Staaten konfrontiert, die dem Unternehmen vorwerfen, die Opioid-Krise in den USA befeuert zu haben. Der Oxycontin-Hersteller und andere Firmen sollen in aggressiven Marketingkampagnen die Risiken süchtigmachender Schmerzmittel bei längerem Gebrauch verharmlost haben. Purdue und die Eigentümerfamilie Sackler, die im Laufe der Jahre ein geschätztes Vermögen von 13 Milliarden US-Dollar angehäuft hat, weisen dies zurück.
Purdue Pharma macht Druck
Gegen einen Vergleich mit Purdue sperren sich noch zwei Dutzend Bundesstaaten. Darunter sind etwa Massachusetts, New York und Connecticut, die von der Eigentümerfamilie Sackler mehr Geld erwarten. Sie stellen zudem die Berechnungen von Purdue in Frage, die einen Vergleich bei mehr als zehn Milliarden Dollar sehen. Die Sacklers, die bei einem Vergleich die Kontrolle über Purdue in den USA abgeben würden, haben noch weitere drei Milliarden Dollar in bar und zusätzliche 1,5 Milliarden Dollar oder auch mehr durch den möglichen Verkauf ihrer Firma Mundipharma in Aussicht gestellt. Sie sollen nicht bereit sein, ihr Angebot zu überarbeiten. Mitglieder der Sackler-Familie erklärten, sie hofften, dass die Gegner des gegenwärtigen Vergleichsangebotes ihre Meinung ändern würden. Ansonsten hätte das langwierige Rechtsstreitigkeiten und steigende Anwaltskosten zur Folge.
Die Klägerstaaten werfen den Sacklers vor, die Familie habe Milliarden von Dollar durch die Verkäufe von Opioid-Schmerzmitteln trotz Kenntnis ihrer schädlichen Wirkungen angehäuft. Die New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James hatte am Freitag zudem erklärt, Mitglieder der Familie hätten versucht, die Höhe ihres Vermögens zu verschleiern. Gelder von Purdue seien über Konten auf der ganzen Welt verschoben worden. James zufolge gibt es Überweisungen von alleine rund einer Milliarde Dollar zwischen den Sacklers, den von ihnen kontrollierten Betrieben und verschiedenen Finanzinstitutionen, darunter jene, die Gelder auf Schweizer Bankkonten geschleust hätten. Ein Sprecher des ehemaligen Purdue-Vorstandsmitglieds Mortimer Sackler wies die Vorwürfe zurück und erklärte, die Transaktionen seien völlig legal gewesen.
nob/rb (rtr, dpa)