Pulitzer-Preis für Panama-Papers-Enthüllung
10. April 2017Das Internationale Netzwerk Investigativer Journalisten (Washington), der US-Medienkonzern
McClatchy (Sacramento) und die Zeitung "Miami Herald" teilen sich einen von insgesamt 21 Pulitzer-Preisen. Der Rechercheverbund wird für seine Enthüllungen der Panama Papers in der Kategorie "Erklärende Berichterstattung" ausgezeichnet. Im April 2016 hatten Redaktionen aus mehreren Staaten über etwa 200.000 von der Kanzlei Mossack Fonseca gegründete Briefkastenfirmen berichtet, in denen Politiker, Prominente und Sportler ihr Vermögen geparkt haben sollen. Die Veröffentlichung führte zu Ermittlungen auf der ganzen Welt und zu einer Debatte über Steueroasen und Geldwäsche.
Zwar war auch die "Süddeutsche Zeitung" in die Enthüllung eingebunden, doch zeichnen die Pulitzer-Preise nur amerikanische journalistische Leistungen aus. Indirekt gehöre die Ehrung aber auch allen anderen weltweit beteiligten Medien und Journalisten, sagte der Vorsitzende des Pulitzer-Preis-Gremiums, Mike Pride.
Auszeichnung für Trump-Berichterstattung
In der Kategorie "Nationale Berichterstattung" erhält David Fahrenthold von der "Washington Post" einen Pulitzer-Preis. Fahrenthold recherchierte zu Donald Trumps Selbstdarstellung als großzügiger Spender für wohltätige Zwecke, die sich vielfach als unwahr erwies. Er fand heraus, dass der jetzige US-Präsident 20.000 Dollar von seiner eigenen Wohltätigkeitsorganisation darauf verwendete, ein großes Porträt von sich selbst zu bezahlen. Außerdem hatte der "Washington Post"-Journalist über den geheimen Videomitschnitt aus dem Jahr 2005 berichtet, in dem sich Trump mit sexuellen Übergriffen gegen Frauen brüstete. Das Preiskomitee würdigte Fahrentholds investigative Arbeit in New York als "Modell für transparenten Journalismus".
Der Preis für Auslandsberichte ging an die Zeitung "New York Times" für ihre Artikel über die Methoden von Russlands Präsident Wladimir Putin zur Ausweitung des russischen Einflusses in der Welt. Für die besten Kommentare wurde Peggy Noonan vom "Wall Street Journal" geehrt.
Den Preis in der Königskategorie "Dienst an der Öffentlichkeit" gewann die Lokalzeitung "New York Daily News" und die stiftungsfinanzierte Recherchegruppe "ProPublica" für die Aufdeckung von diskriminierendem Missbrauch bei Zwangsräumungsregelungen in New York.
"Mitten in einer Revolution"
Der Vorsitzende des Pulitzer-Preis-Gremiums zeigte sich optimistisch. "Wir sind nicht in einer Phase des Niedergangs des Journalismus, sondern mitten in einer Revolution", so Pride. Journalisten stünden heute unter anderem dank des Internets völlig neue Mittel zur Verfügung, und sie nutzten sie gewinnbringend.
Der Pulitzer-Preis wird derzeit in 21 Sparten vergeben, von denen allein 14 journalistischen Arbeiten vorbehalten sind. Die Preisträger bestimmt eine Jury aus amerikanischen Journalisten und Verlegern, die an der Journalistenschule der New Yorker Columbia-Universität angesiedelt ist. In diesem Jahr hatte sie sich zwischen mehr als 2500 eingereichten Arbeiten zu entscheiden. Die Pulitzer-Preisträger erhalten jeweils rund 10.000 Dollar.
Berühmte Preisträger: Hemingway und Faulkner
Die Auszeichnung wurde von dem Zeitungsverleger und Journalisten Joseph Pulitzer (1847-1911) testamentarisch gestiftet. Sie wird seit 1917 jährlich verliehen. Pulitzer gilt als Begründer der modernen amerikanischen Tagespresse. Mit dem anderen Teil seines Stiftungsvermögens wurde die journalistische Fakultät an der Columbia-Universität in New York gegründet.
Zu den bekanntesten Pulitzer-Preisträgern gehören Autoren wie William Faulkner, Norman Mailer, John Updike, Philip Roth und Ernest Hemingway.
bb/jj (afpd, dpa, ape)