Puerto Ricaner in Florida: Marias lange Schatten im Sonnenstaat
Vier Monate nach Hurrikan "Maria" bleibt die Integration Hunderttausender Flüchtlinge aus Puerto Rico eine Herausforderung für Florida. Gleichzeitig entdeckt die Politik die Puerto Ricaner als mächtige Wählergruppe.
"Ich fühle mich alleine - und ich habe Angst"
Weinend sucht Debora Oquendo (Mitte) in einer Kirchengemeinde in Orlando, Florida, Trost an den Schultern einer Freundin. Die 43-jährige Oquendo teilt mit ihrer kleinen Tochter Genesis Rivera ein Hotelzimmer in Orlando, nachdem Hurrikan "Maria" im Dezember 2017 ihr Haus in Puerto Rico zerstört hatte. Die Unterbringungskosten übernimmt die US-Hilfsbundesbehörde. Noch.
Blick nach Hause - zum "reichen Hafen"
Auch mehr als hundert Tage nachdem der Hurrikan Puerto Rico (wörtlich: der reiche Hafen) verwüstete, leben Tausende Flüchtlinge in Notunterkünften in Florida. So auch der 54-jährige Sergio Diaz.
Die Obdachlosigkeit droht
Aber wie soll es weitergehen, wenn das Wohngeld in diesem Monat ausläuft? Debora Oquendo hat davor Angst, obdachlos zu werden: "Ich habe kein Geld, um eine andere Wohnung zu beziehen", sagt die Mutter einer zehn Monate alten Tochter.
Die monströse "Maria"
Der Blick auf Toa Baja in Puerto Rico am 28. September 2017 zeigt das Ausmaß der Zerstörung durch den Hurrikan "Maria". Die finanziellen Schäden liegen nach Angaben der Behörden bei 90 Milliarden US-Dollar. Weite Teile der Infrastruktur wurden bis heute noch nicht wiederhergestellt.
Fast ein Drittel Puerto Ricos noch ohne Strom
So wie dieser Mann im Ort San Juan sind vier Monate nach dem verheerenden Wirbelsturm weiterhin mehr als 450.000 Puerto Ricaner vom Elektrizitätsnetz abgeschnitten. Nach Angaben des staatlichen Stromversorgers fehlt es an 40.000 neuen Strommasten und Hunderttausenden Metern Kabel.
Ungemach für Trump
Ungeachtet dieses Treffens mit Puerto Ricos Gouverneur Ricardo Rossello am 3. Oktober 2017 in Carolina, Puerto Rico, wurde US-Präsident Trump für sein Krisenmanagement in dem US-Außengebiet wiederholt gescholten. Der Hauptvorwurf an seine Regierung: Sie habe weniger entschlossen geholfen als bei Sturmschäden auf dem US-Festland.
Hausaufgaben fern von Zuhause
Liz Vazquez hilft ihrem Sohn Raymond Fernandez Vazquez bei den Hausaufgaben. Seit Ende September leben beide in diesem Hotelzimmer in Florida. Wegen Hurrikan "Maria" hatten sie zusammen mit Liz' Ehemann und Raymonds Bruder Puerto Rico verlassen.
Herausforderung für die Schulen
Nach der Umarmung seiner Mutter, Lydia Irizarry, wird der Schulbus Felix Rodriguez vom Hotel in Orlando in die Grundschule bringen. Der elfjährige Puerto Ricaner kam im September mit seiner 22 Jahre alten Schwester Keyshla über eine humanitäre Luftbrücke nach Florida. Mit ihnen kamen mehr als 2.400 Schüler, seither folgten wöchentlich Dutzende von weiteren Kindern.
Florida als sicherer Hafen der Puerto Ricaner
Im gesamten Bundesstaat Florida ringen die Behörden um die Verteilung der puerto-ricanischen Flüchtlinge. Seit Herbst 2017 kamen insgesamt 300.000 nach Florida. Schon vorher lebten dort mehr als eine Million Puerto Ricaner. Ihr kultureller Einfluss ist auch in Supermärkten sichtbar: Etwa in diesem Laden in Kissimmee, der auf puerto-ricanische Produkte spezialisiert ist.
Im Visier der Politik
Der steigende Einfluss der Puerto Ricaner - die US-Bürger sind - ist auch der Politik nicht entgangen. Floridas Gouverneur Rick Scott buhlt um die puerto-ricanische Community - die just dabei ist, im Sonnenstaat die Kuba-Amerikaner als größten Latino-Wählerblock abzulösen. Scott hat für die Unterbringung und Versorgung der Neuankömmlinge zusätzliche 100 Millionen Dollar bereitgestellt.