Proteste gegen neues Demonstrationsgesetz
9. Juli 2020Viele Griechen befürchten, dass mit dem neuen Gesetz das Recht auf Demonstrationen künftig willkürlich gehandhabt werden könnte. Denn die Staatsanwaltschaft kann einen geplanten Protest untersagen, falls sie eine Gefahr für Ausschreitungen sehen sollte.
Etwa Zehntausend Demonstranten versammelten sich im Zentrum der Hauptstadt Athen vor dem Parlamentsgebäude. Einige trugen Banner mit der Aufschrift: "Hände weg von Demonstrationen".
Autonome und andere Sympathisanten des sogenannten Schwarzen Blocks nutzten die Gelegenheit zur Randale. Sie schleuderten Brandsätze und andere Gegenstände auf Polizisten, wie Augenzeugen schilderten. Die Sicherheitskräfte antworteten mit Tränengas und Blendgranaten, um die Randalierer zu stoppen.
Zu der Kundgebung hatten Gewerkschaften aufgerufen, die der Kommunistischen Partei und der Linkspartei Syriza des ehemaligen Regierungschefs Alexis Tsipras nahestehen.
Staatsanwaltschaft kann Demos verbieten
Mit dem neuen Gesetz müssen alle Demonstrationen in Griechenland angemeldet werden. Zudem müssen Organisatoren sich verpflichten, für einen ruhigen Verlauf zu sorgen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Geschieht das nicht, können sie künftig zur Rechenschaft gezogen werden.
Der konservative Regierungschef Kyriakos Mitsotakis begründete die Entscheidung zur Gesetzesänderung vor den Abgeordneten im Parlament mit dem Schutz der öffentlichen Sicherheit. Das Recht aller Menschen müsse geachtet werden, "sowohl derer, die demonstrieren wollen, als auch derjenigen, die zur Arbeit gehen wollen oder ins Krankenhaus müssen". Die Billigung des Gesetzes in den kommenden Stunden gilt als sicher, da die Regierungspartei Nea Dimokratia (ND) über die erforderliche Mehrheit verfügt.
se/ack (dpa, ap, rtr)