Proteste gegen Bolsonaros Corona-Politik
30. Mai 2021Zehntausende Menschen beteiligten sich nach Schätzungen an den erneuten Protesten, zu denen Gewerkschaften, Studentenorganisationen und soziale Bewegungen aufgerufen hatten. Die meisten Demonstranten trugen Mund-Nasen-Schutzmasken und versuchten, Abstandsegeln einzuhalten, nicht immer erfolgreich.
Allein in Rio de Janeiro gingen rund 10.000 Menschen gegen den rechtsgerichteten Präsidenten Jair Bolsonaro auf die Straße. Proteste gab es unter anderem auch in den Metropolen Belo Horizonte, Salvador und der Hauptstadt Brasília.
Die Demonstranten riefen "Bolsonaro raus!" oder "Impeachment" und verglichen die Corona-Verharmlosung des Staatschefs mit einem "Völkermord". Neben dessen Amtsenthebung und der Beschleunigung der Beschaffung von Corona-Impfstoffen forderten die Protestierenden auch die Erhöhung der Sozialleistungen, um die Folgen der Pandemie für die Menschen abzumildern.
Bolsonaro hatte die von dem Coronavirus ausgelöste Krankheit COVID-19 zunächst als "kleine Grippe" bezeichnet, dass Tragen von Masken abgelehnt und den Nutzen von Corona-Impfstoffen in Zweifel gezogen. Zudem kritisierte er die Maßnahmen brasilianischer Bundesstaaten und Kommunen zur Eindämmung des Virus wegen ihrer drosselnden Effekte auf die Wirtschaft.
Nicht nur der Unmut über der Pandemiebewältigung treibt die Proteste an. Die Menschen wehren sich auch gegen die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes durch Bolsonaros Politik. Sie machen den Staatschef dafür direkt verantwortlich, dem sie auch eine Begünstigung illegaler Rodungen vorwerfen. Die Demonstranten werfen Bolsonaro zudem vor, Rassismus und Gewalt in der brasilianischen Gesellschaft zu befördern.
In Brasilien finden seit Monaten immer wieder Proteste gegen den Präsidenten statt, die im Laufe der Zeit an Zulauf gewonnen haben. Bolsonaros Popularität ist stark geschrumpft, er hat derzeit die schlechtesten Zustimmungswerte seit Beginn seiner Amtszeit.
Brasilien gehört zu den am schlimmsten von der Corona-Pandemie betroffenen Ländern der Welt, mit rund 16 Millionen offiziell bestätigten Infektionen und rund 460.000 Todesfällen.
qu/fab (afp, rtr)