Prominente fordern Behandlung für Nawalny
17. April 2021Mehr als 70 Prominente aus aller Welt haben in einem offenen Brief an Russlands Präsidenten Wladimir Putin eine angemessene Versorgung des inhaftierten Oppositionellen Alexej Nawalny verlangt. Darin heißt es: "Als russischer Staatsbürger hat er das Recht, von einem Arzt seiner Wahl untersucht und behandelt zu werden." Der Appell wurde an diesem Samstag in mehreren europäischen Tageszeitungen, darunter "Le Monde", abgedruckt.
Zu den Unterzeichnern zählen die Literatur-Nobelpreisträger J. M. Coetzee, Orhan Pamuk, Herta Müller, Swetlana Alexijewitsch und Louise Glück, "Harry Potter"-Autorin J. K. Rowling, Ex-"Abba"-Mitglied Björn Ulvaeus, die Schauspieler Jude Law, Vanessa Redgrave, Benedict Cumberbatch und Kristin Scott Thomas sowie die Historiker Christopher Clarke, Niall Ferguson und Simon Schama.
Der Regierungskritiker befinde sich in einem kritischen Zustand, heißt es in dem Schreiben an Putin, verbunden mit der Aufforderung, "dafür zu sorgen, dass Alexej Nawalny unverzüglich die medizinische Behandlung und Pflege erhält, die er dringend benötigt - und die ihm nach russischem Recht zusteht". Putin als "gewählter Vertreter Russlands und Garant des Gesetzes" stehe in der Pflicht, dies durchzusetzen.
Rückenschmerzen, Lähmungserscheinungen
Nach einem Gerichtsurteil, das westliche Beobachter als politisch motiviert werten, sitzt Nawalny in einem Straflager ein. Er trat vor mehreren Tagen in den Hungerstreik, um so einen Arztbesuch zu erzwingen. Nun droht ihm eine Zwangsernährung. Der 44-Jährige klagte zuletzt über Rückenleiden, Lähmungserscheinungen in den Gliedmaßen, Fieber und Husten. Seine Familie, Anwälte und Unterstützer zeigten sich besorgt.
Im August hatte der prominente Kremlgegner einen Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok überlebt. Er wurde in Deutschland medizinisch behandelt und nach seiner Rückkehr in Moskau festgenommen. Seine Unterstützer prangern an, dass der Einsatz des verbotenen chemischen Kampfstoffs gegen einen russischen Bürger in dessen Heimat nicht untersucht werde. Mehrere Labore in der EU hatten das Gift nachgewiesen.
jj/pg (dpa, le monde)