Prix Goncourt für Erfolgsautorin Marie NDaye
3. November 2009Sie gilt als Wunderkind der französischen Gegenwartsliteratur. Denn mit 42 Jahren hat die französisch-senegalesische Schriftstellerin Marie NDiaye bereits 20 Romane und Novellen geschrieben; ihren ersten Roman veröffentlichte sie mit knapp 18 Jahren.
Den "Prix Goncourt", einen der begehrtesten französischen Literaturpreise, erhält Marie NDaye für "Trois femmes puissantes". Darin erzählt sie die Geschichten von drei Frauen im Spannungsfeld zwischen Frankreich und Senegal. Die Schicksale der Frauen sind geprägt durch Familiengeheimnisse, Demütigungen und Verrat. In den meisten ihrer jüngeren Werke beschäftigt sich die Autorin mit den schwierigen Beziehungen zwischen Afrika und den ehemaligen Kolonialmächten, zwischen Schwarzen und Weißen.
Spannungsfeld zwischen Frankreich und Senegal
Marie NDiaye ist die Tochter einer Französin und eines Senegalesen. Sie wuchs bei ihrer Mutter in Pithiviers bei Orléans auf - "in einer tristen, farblosen Provinz", wie sie selbst es ausdrückt. Nach Afrika reiste sie zum ersten Mal, nachdem sie volljährig war. In Dakar lernte sie ihre Tanten und Cousins kennen, fühlte sich aber immer als Fremde. "Man trifft Leute, die einem genetisch gesehen nahe stehen, aber ansonsten hat man nichts mit ihnen gemeinsam".
Dass sie als erste farbige Autorin den "Prix Goncourt" erhält, spielt für NDiaye denn auch keine Rolle. "Ich habe niemals in diesen Kategorien gedacht", sagt sie. "Ich spüre eine Fremdheit als Farbige, aber nicht schmerzlich, vielmehr objektiv. Ansonsten bin ich ja durch und durch französisch, die Eltern meiner Mutter sind die typischsten Franzosen, die es gibt: Bauern aus Zentralfrankreich".