Prinz Andrew gibt Hinhaltetaktik auf
25. September 2021Der britische Prinz Andrew hat akzeptiert, dass ihm die Klage von Virginia Giuffre aus den USA ordnungsgemäß zugestellt wurde. Wie aus einem in New York eingereichten Gerichtsdokument hervorgeht, haben sich die Anwälte des Herzogs von York und der Klägerin darauf geeinigt, dass Prinz Andrew seit Dienstag offiziell über die Klage unterrichtet ist. Er hat nun bis Ende Oktober Zeit, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen.
Giuffre wirft Prinz Andrew vor, sie vor mehr als 20 Jahren als Minderjährige mehrfach zum Sex gezwungen zu haben und verlangt Schadenersatz. Die heute 38-Jährige gibt an, sie sei von dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein an Prinz Andrew "ausgeliehen" worden. Die Begegnungen hätten in London, in Epsteins Haus in New York und auf Epsteins Privatinsel in der Karibik stattgefunden.
Die Anwälte des Prinzen hatten monatelang versucht, die Zivilklage zu blockieren, um zu vermeiden, dass Andrew sich gegen die Missbrauchsvorwürfe verteidigen muss. Sie stellten die Zuständigkeit des New Yorker Gerichts und zuletzt die ordnungsgemäße Zustellung der Klageschrift in Frage. Guiffres Anwälte riefen daraufhin ein britisches Gericht an. Das zuständige Gericht in London willigte schließlich ein, die förmliche Zustellung der Dokumente an Prinz Andrew zu übernehmen.
Die Klage war dem zweitältesten Sohn von Königin Elizabeth II. laut Gerichtsdokumenten am 27. August zugestellt worden - allerdings nicht persönlich. Ein Vertreter Giuffres erklärte, er habe das Dokument einem Polizisten am Eingang der Residenz des Prinzen im englischen Windsor übergeben. Diese Art der Zustellung wollten die Anwälte Prinz Andrews nicht anerkennen.
Der Prinz will sich an nichts erinnern können
Die Missbrauchsvorwürfe gegen Prinz Andrew stehen schon seit 2019 im Raum. Er wies die Anschuldigungen stets zurück und erklärte, sich nicht an ein Treffen mit Giuffre erinnern zu können. Er trat jedoch nach einem verunglückten TV-Interview im gleichen Jahr von seinen royalen Pflichten zurück. Der ehemalige Hubschrauberpilot und Kriegsveteran ist seitdem kaum noch öffentlich aufgetreten. Von den Machenschaften des Multimillionärs und dessen damaliger Partnerin Ghislaine Maxwell, die in Untersuchungshaft auf ihren Prozess wartet, will er aber nichts mitbekommen haben.
Epstein soll jahrelang minderjährige Mädchen und junge Frauen sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet haben. Der bereits wegen Sexualverbrechen verurteilte Investmentbanker wurde nach einer neuerlichen Festnahme 2019 tot in seiner Gefängniszelle in New York gefunden. Nach offiziellen Angaben nahm er sich das Leben.
qu/bru (afp, rtr)